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Freiberufler in der Coronavirus-Krise: Die Bloggerin

Von Ole Spötter

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Mode

Bloggen geht von überall. Wenn allerdings diese weite Welt auf die eigenen vier Wände beschränkt wird, könnte auch der kreative Spielraum schrumpfen. Blockiert der Coronavirus-Lockdown die Kreativität oder macht die Situation erfinderisch, wie im Film “Kevin – Allein zu Haus”?

FashionUnited hat mehrere Freiberufler in der Modeindustrie - natürlich aus sicherer Entfernung - befragt, wie die aktuelle Situation für sie aussieht und wie sie damit umgehen. Im letzten Beitrag unserer Reihe erzählt Bloggerin Julia Dalia vom Alltag eines Influencers.

Fotos: Shooting für Farfetch (links) und von Shetty Karthik (rechts)

Anfang des Monats ergab eine Umfrage der Agentur KMB Creative Network AG, dass 84 Prozent der Influencer während der Coronavirus-Krise um ihre Existenz bangen, weil Kooperationen abgesagt wurden und “Sponsored Posts sich in der aktuellen Situation falsch anfühlen”. Stattdessen wollen die Influencer ihre Kommunikation mit den Followern stärken. Ein bewusster Umgang mit der Umwelt soll den Weg in die Zukunft ebnen.

Die Berlinerin Julia Dalia hat sich das nicht erst in Zeiten der Krise auf die Fahne geschrieben. Auf ihrem gleichnamigen Blog begleiten Leser die 29-Jährige auf ihren Reisen, erfahren mehr zum Thema Beauty und Mode, sowie viel Inspirationen und einen positiven Vibe: Die Nachricht ist nachhaltig, kulturell und ein bisschen politisch - sie engagiert sich auf Instagram für eine Trinkwasser-Kampagne der Wohltätigkeitsorganisation Unicef.

Dafür arbeitet Dalia an langfristigen Kooperationen, wie mit der Kosmetikmarke Dr. Hauschka. Die Beauty-Produkte bewirbt sie in unterschiedlichen Posts auf ihrem Blog: Mal als nützlicher Fashion Week Tipp, mal in Form eines Besuchs des Dr. Hauschka Spas.

Außerdem zählen Modemarken wie Chloe und Esprit, sowie der Onlineshop für Luxusmode Mytheresa zu ihren Geschäftspartnern. Vertreten wird sie dabei durch die Sina Redfield Agency aus Düsseldorf.

Fotos: Mehran Djojan

Wie die Bloggerin Ruhe und Routine in das Corona-Chaos brachte und wie sich ihr Krisenmanagement gestaltet, hat sie FashionUnited verraten.

Wie ist die aktuelle Coronavirus-Situation für Sie?

Zu Anfang hatte ich mit Unsicherheit zu kämpfen. Meine Generation hat noch keine Krise erlebt, die die persönliche Freiheit in diesem Maße einschränkt. Die Sorgen vieler um ihre Arbeitsplätze und ihren Lebensunterhalt lassen mich nicht kalt. Die Panik, Hamsterkäufe und das alles vermengt mit Internet, Social Media und Fake News. Ich habe innegehalten und darüber nachgedacht, dass Krisen nicht mit Egoismus, sondern Altruismus gelöst werden.

Diese Krise wird uns noch in den nächsten Monaten beschäftigen; es wird auch wirtschaftlich einige Probleme geben. Wir können es nur gemeinsam heraus schaffen. Ich frage mich also jeden Tag: Wofür ist heute die Gelegenheit? Was kann ich jetzt machen? Sei nicht scheu, um Hilfe zu bitten und deine Hilfe anzubieten. Wenn man es sich leisten kann, kann man gerade jetzt ein wenig Zeit, Hilfe oder finanzielle Mittel zur Verfügung stellen.

Wie sieht Ihr Alltag gerade aus?

Ich habe Routinen in meinen Alltag etabliert. Mein Tag beginnt mit meinem Morgenritual und endet mit meiner Abendroutine. Dies ergibt einen schönen Rahmen und hilft mir jeden Tag dankbar, wach und energiegeladen zu starten. Da ich selbstständig bin, ist das Homeoffice mir nicht fremd, einmal pro Tag gehe ich spazieren, oder beschäftige mich mit dem Einrichten meiner Wohnung. Ich bin sehr dankbar, dass ich lange Beziehungen zu meinen Geschäftspartnern habe und auch weiterhin mit nachhaltigen Brands kooperieren kann.

Mein Arbeitsalltag gestaltet sich insofern anders, als ich viel weniger unterwegs bin, Konzepte umstrukturiert, auf die Situation angepasst und meine Content-Produktionen umgeplant habe. Gerade in meinem Job merkt man, dass die Events und das Reisen komplett wegbrechen. Ich finde das nicht dramatisch und nehme die Situation so an, um in der Entschleunigung einen Sinn zu finden. Sie dient mir als kreative Schaffensphase, nicht nur beruflich sonder auch im Privaten. So brainstorme ich viel mit Freunden und meinem Management und es entstehen neue Ideen. Ich bin sehr dankbar für meine Umstände. Es wird einem auch nochmal bewusst, wie dankbar man sein kann, in Deutschland zu leben.

Einrichten der Wohnung

Wie stark beschäftigt Sie die Zukunft gerade?

Schon sehr stark. Ich versuche immer auf dem neuesten Stand zu bleiben, aber schaue nicht die ganze Zeit Nachrichten. Ich denke im Allgemeinen über neue Wege und Möglichkeiten nach, weil es in Zukunft sowieso notwendig sein wird. Dies mag eine intensive Zeit sein, aber sie kann auch Lebensweisen aufzeigen, die nicht mehr nachhaltig sind. Was muss sich in mir und möglicherweise in der Welt um mich herum radikal ändern?

Sind Ihnen Hilfsmaßnahmen für Freiberufler in der aktuellen wirtschaftlichen Lage bekannt? Fühlen Sie sich gut informiert oder eher ein wenig hilflos?

Ich fühle mich gut informiert und bin von der Schnelligkeit der deutschen Maßnahmen für Kleinstunternehmen, Solo-Selbständige und Freiberufler beeindruckt.

Fotos: George Kroustallis

Was ist Ihre aktuelle Lieblingsablenkung?

Auch wenn das soziale Leben zum Großteil wegbricht, finde ich die Welt nicht langweilig, sie ist aufregend. Ich möchte mich nicht ablenken. Also ja, wie kann ich gut zu Hause sein und Dinge finden, die mich interessieren? Momentan ist eine gute Gelegenheit, mit meinen Freunden und meiner Familie aus aller Welt zu Facetimen, zu kochen, Yoga zu machen, zu gärtnern, zu lesen, zu schreiben, auf meinen Rücken- Massagekissen zu entspannen, Spazieren zu gehen, in meiner Wohnung zu tanzen, Pläne zu schmieden, Bücher zu lesen, oder einfach nur in der Sonne zu liegen.

Und auch wenn es Dinge sind, die ich nicht gerne tue, die aber gut für mich sind wie zum Beispiel. den Kleiderschrank ausmisten, Papierkram erledigen - Dinge, die auf die lange Bank geschoben wurden und jetzt umgesetzt werden können: Ich versuche innen und außen Platz zu schaffen.

Fotos: Shetty Karthik

Titelbild: Mehran Djojan

Fotos: Julia Dalia/Sina Redfield Agency

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