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Was bedeutet Fast-Fashion? – Eine Begriffserklärung

Von Esmee Blaazer

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Hintergrund

Bild zur Illustration Zara Flagship-Store in Madrid, April 2022. Bild: Inditex.

Der Begriff Fast-Fashion erschien Berichten zufolge erstmals 1989 und seit dem wird viel darüber berichtet. Aber was bedeutet Fast-Fashion wirklich? Der Begriff kann verschiedene Bedeutungen haben. FashionUnited erklärt die Hintergründe.

In dem Artikel „Fashion; Two New Stores That Cruise Fashion's Fast Lane" von Anne-Marie Schiro in der New York Times, von Dezember 1989, berichtete die Journalistin über die Ankunft der damals relativ unbekannten spanischen Einzelhandelskette Zara in New York. Der Artikel beschrieb die schnelle Kollektions-Produktion des Fast-Fashion-Anbieters, der Kleidung innerhalb von 15 Tagen von dem Design in die Regale der Geschäfte bringen konnte.

Klicken Sie auf die Icons im Text für weitere Hintergrundinformationen.

Inhalt

  1. Die ursprüngliche Definition des Begriffes = Schnelle Produktion
  2. Was macht Fast-Fashion so beliebt?
  3. Wie der Aufstieg von Fast-Fashion die Modeindustrie verändert hat
  4. Eine etwas andere Definition = Schneller Konsum
  5. Ultra-Fast-Fashion und Slow-Fashion

1. Die ursprüngliche Definition des Begriffes = Schnelle Produktion

Der Begriff Fast-Fashion bezieht sich offiziell auf ein Geschäftsmodell, das sich durch schnelle Durchlaufzeiten auszeichnet. Die Bezeichnung wird in der Branche immer noch so verwendet.

Die spanische Einzelhandelskette Zara* ist für ihre kurze Vorlaufzeit bekannt.

Das Unternehmen kann neue Kleidung und Accessoires in kürzester Zeit entwerfen, produzieren und in die Geschäfte bringen. Während traditionelle Modemarken Monate brauchen, um eine Kollektion zu entwerfen, zu produzieren und zu vermarkten, kann Zara den selben Prozess innerhalb weniger Wochen durchlaufen.

*Anmerkung der Redaktion: In diesem Beitrag nehmen wir den Fast-Fashion-Riesen Zara und seinen Mutterkonzern Inditex als Beispiel. Der Bekleidungshersteller ist jedoch nicht der Begründer von Fast-Fashion, wahrscheinlich aber der bekannteste Vertreter und hat wesentlich zur Popularisierung der Fast-Fashion-Mode beigetragen. Andere Unternehmen haben ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung und Verbreitung von Fast-Fashion gespielt, so Forever21 in den USA und Topshop in Großbritannien.

Der Geschwindigkeitsunterschied in der Produktion zwischen Zara und traditionellen Modeunternehmen ergibt sich aus der Art und Weise, wie der Bekleidungskonzern seine Lieferkette verwaltet und organisiert (Siehe unten)

Hintergrund: Schnelle Produktion durch ein vertikales Geschäftsmodell
Ein vertikal organisiertes Geschäftsmodell bedeutet, dass das Unternehmen (fast) alle Schritte der Lieferkette intern verwaltet. Die zum spanischen Bekleidungskonzern Inditex gehörende Einzelhandelskette Zara organisiert Design, Produktion, Lagerhaltung, Vertrieb und Logistik selbst.

Das unterscheidet den Fast-Fashion-Anbieter von traditionell tätigen Modeunternehmen, die einzelne Schritte der Lieferkette, wie die Produktion der Kleidung, an andere Unternehmen auslagern. Es befinden sich demnach mehrere Akteure in der Lieferkette. Dies führt zu einem längeren Produktionszyklus, da die Unternehmen in der Lieferkette zum Teil aufeinander warten müssen, um ihre jeweiligen Aufgaben zu erfüllen. So können die Produzent:innen erst dann mit der Produktion der Kleidung beginnen, wenn sie die richtigen Stoffe und Materialien von den Lieferant:innen erhalten haben. Durch das Aulsagern der einzelnen Aufgaben ist zudem mehr Koordination und Transport erforderlich.

In dem Hintergrundartikel Alles über die (traditionelle) Lieferkette und die Produktion in der Modeindustrie können Sie mehr darüber lesen.

Zara spart an zwei Stellen zusätzliche Zeit: Zum einen durch die Nähe der Produktion zum Markt

Während die meisten traditionellen Einzelhändler:innen den Großteil ihrer Kleidung in sogenannten Niedriglohnländern im globalen Süden herstellen, produziert die Zara-Mutter Inditex, mehr als die Hälfte ihrer Produkte in Spanien, Portugal, Marokko und der Türkei – in der Nähe ihres Hauptsitzes und ihrer Verkaufsstellen. Dadurch wird die Transportzeit minimiert und die Produkte sind bereits in den Ländern und Regionen, in denen sie vertrieben werden sollen.

und zum anderen durch den Direktverkauf in eigenen Geschäften.

Der Bekleidungs-Ökonom Rens Tap vom Handelsverband Modint drückt es so aus: „Fast Fashion unterscheidet sich von dem klassischen Großhandels-Modell bei dem Kleidung lange im Voraus entworfen, auf Modenschauen oder in Ausstellungsräumen (oder auf Modemessen, Anm.d.Red.) gezeigt, dann an Einzelhändler:innen verkauft, in Produktion gegeben und schließlich an das Geschäft geliefert wird.”

(Quelle: Artikel „Is this 'Fast Fashion'?" von Rens Tap. Ursprünglich 2015 für Modint erschienen. Zuletzt im Januar 2023 aktualisiert und auf der Website des Branchenverbands veröffentlicht.

Was macht Fast-Fashion so beliebt?

Fast-Fashion-Anbieter wie Zara bringen nicht nur neue Designs schnell auf den Markt, sondern sie bringen auch viel häufiger neue Kollektionen heraus als klassische Modeunternehmen. Traditionell bringen Modemarken zwei Kollektionen pro Jahr heraus: eine Frühjahr/Sommer- und eine Herbst/Winter-Kollektion.

Bei Fast-Fashion-Unternehmen wie Zara erscheinen neue Produkte viel häufiger als nur alle sechs Monate (siehe Abbildung unten).

Die größten Unterschiede zwischen Fast-Fashion-Anbietern und traditionellen Unternehmen. Quelle: TMO, über den Bekleidungsökonomen Rens Tap vom Handelsverband Modint (2015). Credits: Bildmaterial erstellt von FashionUnited.

Für die neuesten Modetrends können sich die Verbraucher:innen an Fast Fashion-Marken wie Zara wenden. Und das zu einem niedrigen Preis.

Zara wird oft dafür gelobt, zur „Demokratisierung der Mode" beizutragen, also Mode und Trends einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Die niedrigen Preise von Zara sind auf mehrere Faktoren des Geschäftsmodells zurückzuführen: So fallen durch die vertikale Integration Kosten für zusätzliche Zwischenhändler:innen weg. Außerdem profitiert das Unternehmen durch Größenvorteile bei der Beschaffung.

Als Teil des Inditex-Konzerns erzielt das Unternehmen Skaleneffekte bei der Beschaffung von Materialien und bei der Produktion. Durch Großeinkäufe können sie mit Lieferant:innen und Hersteller:innen niedrigere Preise aushandeln. Oder wie es Sarah Vandoorne, belgische Journalistin und Expertin für nachhaltige Mode, in ihrem Buch „Wardrobe Fasteners" ausdrückt: „Vor allem durch die immense Menge bleibt der Preis so niedrig."

Das Zusammenspiel der neuesten Trends zu niedrigen Preisen übt auf viele Konsument:innen eine große Verlockung aus. Fast-Fashion hat in den letzten Jahrzehnten schnell einen beträchtlichen Marktanteil erobert und übt einen großen Einfluss auf die Modewelt aus. Der Wert des internationalen Fast-Fashion-Marktes wird auf über 91 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 geschätzt. Das sind umgerechnet mehr als 84 Milliarden Euro. Zara ist eines der größten und erfolgreichsten Modeunternehmen der Welt und Inditex-Gründer Amancio Ortega zählt zu den reichsten Menschen weltweit

Anmerkung der Redaktion: Die Strategie von Zara unterscheidet sich in mehreren Punkten von der traditioneller Einzelhändler. So produziert das Unternehmen einzelne Kleidungsstücke in kleinen Mengen oder Teilbestellungen. Anstatt große Mengen eines Design zu produzieren und abzuwarten, ob es sich gut verkauft, wie es für herkömmliche Unternehmen üblich ist, nutzt Zara kleinere Gewinne.

Das Fast-Fashion-Unternehmen vertreibt einen begrenzten Vorrat an verschiedenen Designs zum „Beginn der Saison”, beobachtet die Reaktion der Kund:innen und „reagiert auf die Nachfrage, die wir im Laufe der Saison erhalten", so das Unternehmen in seinem jüngsten Jahresfinanzbericht. Wenn sich ein bestimmtes Kleidungsstück gut verkauft, produziert Zara schnell mehr, um die Nachfrage zu decken. Wenn sich etwas nicht gut verkauft, kann der Einzelhandelsriese das Design ändern oder die Produktion des Teils einstellen..

Inditex gibt in seinem letzten Jahresbericht an, dass der Anteil der „Überschüsse”, also der Restbestände an Kleidung, im Jahr 2021 0,5 Prozent des Anteils an verkaufter Kleidung in dem Kalenderjahr entsprach. Damit will das Unternehmen hervorheben, dass es die Wünsche der Kund:innen gut einschätzen kann und nur wenig unverkaufte Kleidung übrig hat, und damit wenig textilen Abfall produziert. Wie viele Kleidungsstücke im Jahr 2021 über die Ladentheke gingen und wie hoch dementsprechend der Anteil an unverkaufter Kleidung war, wurde nicht erwähnt.

Der Text wird unter dem Foto fortgesetzt

Bild: Zara

Wie der Aufstieg von Fast-Fashion die Modeindustrie verändert hat

Das Aufkommen der Fast-Fashion-Mode in den 1990er-Jahren hatte erhebliche Auswirkungen auf die Modeindustrie.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben hat fast die gesamte Branche, der Schnelligkeit der Fast-Fashion folgend, das Tempo bei der Produktion von Kollektionen erhöht.

„Zara hat einen uralten, alle zwei Jahre wiederkehrenden Mode-Zyklus durchbrochen", argumentierte Masoud Golsorkhi, Herausgeber des Magazins Tank, 2012 gegenüber der New York Times. (Quelle: "How Zara Grew Into the World's Largest Fashion Retailer", Suzy Hansen, 9. November 2012).

Fast-Fashion-Anbieter erneuern ihr Sortiment viel häufiger mit neuen Designs und Trends. Aber noch ein weiterer Grund hat dazu geführt, dass auch Designer:innen und Modemarken immer mehr Kollektionen herausbringen:

Die Modejournalistin Milou van Rossum erzählte 2020 in der Nachrichtensendung Nieuwsuur, dass Einzelhandelsketten wie H&M und Zara sich die Kollektionen von Designer:innen ansehen und diese schnell imitieren. Oft waren die nachgeahmten Designs schon in den Geschäften der Modeanbieter, bevor die Originale überhaupt erhältlich waren. „Die Kund:innen, die teure Marken kaufen, sehen die Entwürfe schon vorher bei den großen Ketten herumliegen, was ein Gefühl der Langeweile hervorrufen kann", erklärt Van Rossum. Aus diesem Grund haben Designer:innen und Modemarken begonnen, mehrere Kollektionen zu entwerfen.

In der Modeindustrie herrsche eine „Mehr ist Mehr"-Mentalität.

Das Motto „mehr produzieren, mehr verkaufen” hat zu einem Kreislauf der kontinuierlichen Produktion geführt, wobei Modeunternehmen in der Regel mehr herstellen, als die Verbraucher:innen tatsächlich nachfragen.

Lesen Sie mehr in dem Hintergrundartikel: Modelexikon: Die Bedeutung hinter Restbestand, Überbestand und Reststoff '

Die Tatsache, dass auch das Luxussegment begonnen hat, dem Tempo der Fast-Fashion-Marken zu folgen – durch einen beschleunigten Produktionszyklus und höhere Produktionsmengen – hat der Ansicht des italienischen Modedesigners Giorgio Armani „den Niedergang des Modesystems" verursacht.

Darüber hinaus hat der Preiskampf an Bedeutung gewonnen. Auch wenn der Preiswettbewerb in der Branche schon vor dem Aufkommen der Fast-Fashion-Anbieter stattfand.

Erschwingliche Mode wurde erst möglich, als die Unternehmen begannen, Konfektionskleidung in großen Mengen in Fabriken zu produzieren.

Lange Zeit war der Bekleidungshersteller C&A führend im Angebot von Kleidung zu niedrigen Preisen und bekannt für seinen „Zum Kleinen Preis"-Ansatz.

In den 1990er-Jahren verlagerten viele Modeunternehmen ihre Produktion nach Asien. Dank der niedrigeren Lohnkosten konnten sie ihre Kleidung zu kleineren Preisen anbieten. Das Hörfunk- und Fernsehnetzwerk CBS berichtete 2016, dass zwischen 2005 und 2015 „der Durchschnittspreis für Kleidung noch nie so niedrig war".

Außerdem haben die Modemarken begonnen, ihre Kleidung aus billigen Materialien wie Polyester herzustellen.

Dennoch sorgten Fast-Fashion-Anbieter wie Zara und Topshop und später Discounter wie Primark dafür, dass sich die Verbraucher:innen an noch niedrigere Preise gwöhnten.

Der Fluch des Drei-Euro-Shirts bezieht sich auf das Phänomen, dass Kund:innen extrem billige Preise für Kleidung mittlerweile als Normalität ansehen. Modeunternehmen suchen außerdem immer weiter nach Möglichkeiten, die Produktionskosten zu senken, um diese Erwartungen zu erfüllen. Denn je billiger sie ihre Produkte produzieren können, desto günstiger lassen sie sich vermarkten und desto mehr Gewinn kann erzielt werden.

In vielen Fällen hat der Preis Vorrang vor den menschlichen Belangen wie Arbeitsbedingungen an den Produktionsstätten und Umweltaspekten.

Außerdem wird in der Modeindustrie von einem Wettrennen nach unten gesprochen. Diese Bezeichnung bezieht sich auf das Phänomen, dass Bekleidungsherstellende ihre Kleidung so billig wie möglich produzieren und immer versuchen, weitere Einsparungen vorzunehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, da die Modebranche ein gesättigter und wettbewerbsintensiver Markt ist.

2. Eine etwas andere Definition = Schneller Konsum

Während in der Modeindustrie immer mehr Kleidung für immer weniger Geld produziert wird, hat sich gleichzeitig eine Kultur der Wegwerfmode entwickelt.

Die Verbraucher:innen werden von der Industrie dazu angehalten, ständig neue Kleidung zu kaufen. Gleichzeitig haben die Menschen begonnen, Kleidung immer kürzer zu tragen und sie schneller wegzuwerfen. Sobald ein Kleidungsstück kaputt oder abgenutzt ist, oder wenn das Produkt nicht mehr dem Geschmack entspricht, werfen Konsument:innen es weg – manchmal schon nach einer Saison oder nach ein paar Mal Tragen und Waschen.

Das liegt daran, dass der Kleidung heutzutage wenig Wert beigemessen wird. „Die großen Bekleidungshersteller wie Zara und H&M, aber vor allem Primark und Forever 21 verkaufen uns Mode zum Konsumieren, aber damit ist auch der Sinn für den materiellen Wert und die Bedeutung verschwunden. Es kostet fast nichts, also kann es auch nicht viel Wert sein, so die Modeberaterin Ellen Haeser 2017.

Der übermäßige Verbrauch und das Wegwerfverhalten sind nicht unbedenklich: Seit Jahren wachsen die Abfallberge von Textilmüll und die damit verbundenen Umweltprobleme.

Und diese Wegwerfkultur-Kultur, die auch als Fast-Fashion-Phänomen bezeichnet wird, ist die zweite, weiter gefasste Definition des Begriffs Fast-Fashion.

Fast-Fashion „als eine Kultur, in der Kleidung eine schnellere Umschlagsrate hat, schneller verbraucht und schneller weggeworfen wird", wird von den Autor:innen des Fast-Fashion-Forschungsberichts 2020 der niederländische Regierung als Fast-Fashion-Phänomen bezeichnet.

Der Modeökonom Rens Tap hat dieses Phänomen bereits 2015 angesprochen: „Vor allem außerhalb der Modebranche wird der Begriff Fast-Fashion nicht für Kleidung verwendet, die schnell auf den Markt gebracht wird, sondern für Kleidung, die schnell weggeworfen wird”.

Bild: Ultra-Fast-Fashion-Anbieter PrettyLittleThing
Bild: Foto von Richard A. Brooks / AFP

Ultra-Fast-Fashion und Echtzeit-Mode

Die Fast-Fashion-Anbeiter der ersten Stunde, wie zum Beispiel Zara und Topshop, sind heute nicht mehr die Schnellsten.

Online-Anbieter PrettyLittleThing, Missguided und Boohoo können Kleidung noch viel schneller entwerfen, produzieren und liefern. Ihre Vorlaufzeit ist sogar noch kürzer, weshalb sie auch als Ultra-Fashion-Fashion-Anbieter bezeichnet werden.

Führender Anbieter von Ultra-Fast-Fashion ist Shein. Der chinesische Onlinehändler hat eine Produktionszeit von nur wenigen Tagen, weshalb er auch als Erfinder der Echtzeit-Mode bezeichnet wird.

Modeunternehmen wie Shein arbeiten nicht nur ultra schnell, sondern bieten die Kleidung auch zu extrem niedrigen Preisen an.

„Bei Shein sind die Preise noch extremer", sagt die belgische Expertin für nachhaltige Mode Jasmien Wynants. „Wenn ich im Onlineshop in die Kategorie 'Röcke' gehe, liegt der durchschnittliche Verkaufspreis bei nur 7 Euro".

Shein ist regelmäßig in den Nachrichtenschlagzeilen, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht.

Eine Dokumentation des britischen Senders Channel 4 mit dem Titel „Untold: Inside the Shein Machine“ hat die Arbeitsbedingungen in den chinesischen Fabriken des Fast-Fashion-Riesen untersucht.

, doch das Unternehmen habe auch nachhaltige Ambitionen, argumentiert der chinesische Onlinehändler selbst. Shein gibt an, durch sein ‘On-Demand-Modell’ einen umweltfreundlichen Ansatz zu verfolgen. Dabei werde Kleidung nur dann produziert, wenn tatsächlich Nachfrage besteht

Woher weiß Shein, was die Kund:innen wollen? Das Unternehmen analysiert das Verhalten seiner Nutzer:innen auf der App und der Website. Auf Grundlage dieser Daten trifft das Unternehmen Entscheidungen darüber, welche Kleidungsstücke es produzieren und welche Trends verfolgen will. Shein funktioniert im Grunde wie ein datengesteuertes Technologie-Unternehmen, bei dem Entscheidungen stark auf Kundendaten beruhen.

und nicht bereits im Voraus auf der Grundlage von vorhergesagten Trends, wie es in der Branche traditionell der Fall ist .

Donald Tang, Executive Vice-President von Shein, bezeichnete das On-Demand-Modell kürzlich als „Game-Changer". Ihm zufolge gibt es bei Shein dank diesen Modells keinen Textilabfall, das Unternehmen verwaltet seine Bestände effizient und konzentriert sich ganz auf die Kundenbedürfnisse.

Quelle: Webinar „Agile Supply Chain and the Future of the Fashion Industry“ im Juni 2023. Die FashionUnited Journalistin Simone Preuss hat die Ergebnisse zusammengefasst.

Natürlich gibt es auch Modemarken und Bekleidungsunternehmen, die den Fast-Fashion-Anbietern fast diametral gegenüberstehen und die schnelle Produktion und den schnellen Konsum nicht unterstützen. Mud Jeans, Teym, HNST und Asket stellen sich bewusst dem Rhythmus der Modeindustrie entgegen und halten sich von Modetrends so weit wie möglich fern. Ihre Kollektionen sind in der Regel saisonunabhängig, mit Produkten, die über viele Saisons oder Jahre hinweg erhältlich sind. Oft gibt es eine Dauer-Kollektion mit Basics – Mode, die so konzipiert ist, dass sie lange getragen werden kann und dementsprechend lange hält. Die Produkte sind oftmals von hoher Qualität und werden mit Rücksicht auf Mensch und Umwelt produziert. Diese Labels werden als Slow-Fashion-Marken bezeichnet.

Der Text wird unter dem Bild fortgesetzt

Slow Fashion. 41 Basics von Asket Bild: Asket
Slow-Fashion-Marke HNST. Bild: HNST
Slow-Fashion-Marke Teym. Geschäft in AmsterdamBild:Teym / Maxime Cartens

Zusammenfassung:

Fast-Fashion hat einen sehr negativen Beigeschmack bekommen. Aber nicht nur die Fast-Fashion-Anbieter sind Schuld am derzeitigen Zustand der Modeindustrie.

Die Branche steckt in einem Modell der Überproduktion, des Über-Konsums und des Wettrennen nach unten um die niedrigsten Herstellungspreise fest. Der größte Teil der Modeunternehmen arbeitet so. Nicht nur die Fast-Fashion-Anbieter, sondern auch Luxusmarken wie Chanel und Louis Vuitton, die etwa zehn Kollektionen pro Jahr auf den Markt bringen, sowie alle Akteure der dazwischen liegenden Preisklassen.

Darüber hinaus ist es wichtig festzustellen, dass noch nicht klar ist, wie viel „schlechter” Fast-Fashion im Vergleich zu herkömmlichen Konfektionsmarken im Hinblick auf Produktionskosten und -bedingungen geht, prangert Mode-Ökonom Rens Tap in einem seiner Artikel an.

„Fast-Fashion und herkömmliche Kollektionen für das 'klassische Modell' werden oft in denselben Fabriken hergestellt,” sagt er.

Gibt es tatsächlich so etwas wie eine Fast-Fashion-Fabrik? Nein. „Es gibt einen Mythos, der aufgeklärt werden muss, nämlich den, dass es spezielle 'Fast-Fashion-Fabriken' gibt", meint Simone Preuss, Journalistin bei FashionUnited. „Es war schon immer so, dass Luxusmode und Fast-Fashion in ein und derselben Fabrik hergestellt werden können. Das bedeutet, dass die Bedingungen gleich gut oder gleich schlecht sein können – es kommt nur darauf an, welche Fabrik die Käufer:innen nutzen und welcher Deal ausgehandelt wurde", erklärt sie.

„Hohe Stückzahlen von Fast-Fashion-Unternehmen drücken zwar die Herstellungspreise, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass die Produktion unter den schlechtesten Bedingungen stattfindet. Einzelhandelsketten, die mit hohen Stückzahlen ins Geschäft kommen wollen, können sich stattdessen nach gut ausgestatteten und effizienten Fabriken umsehen, um wiederum hohe Geschwindigkeit zu erreichen", schreibt Tap.

Darüber hinaus hat das Fast-Fashion-Geschäftsmodell auch seine guten Seiten, erklärt er. „Eine kürzere Vorlaufzeit ermöglicht es den Unternehmen, besser auf Trends zu reagieren, genauer abzuschätzen, welche Mengen produziert werden müssen, und mehr Gewissheit zu haben, dass die produzierten Kleidungsstücke auch tatsächlich verkauft werden."

Auch hier sollte man nicht in Schwarz-Weiß denken: Das Geschäftsmodell hat gute, aber auch schlechte Seiten. So setzt die schnelle Durchlaufzeit die Hersteller:innen und Textilarbeiter:innen unter Druck. Man könnte auch argumentieren, dass Fast-Fashion-Unternehmen die Wünsche der Verbraucher:innen überschätzen und den (Über-)Konsum anheizen, indem sie ständig die neuesten Modetrends zu den niedrigsten Preisen anbieten, betont Preuss. „Ein beliebtes Argument von Fast-Fashion-Anbietern wie Zara, Forever 21 und Shein ist, dass sie auf die Bedürfnisse der Verbraucher:innen reagieren, die ständig neue Waren verlangen, und dass von ihnen erwartet wird, dass sie immer schneller innovativ sind", erklärt die Journalistin von FashionUnited. „Aber wenn die Unternehmen nicht auf jeden Trend eingehen würden, hätten wir dieses Problem nicht. Schließlich sagen die Verbraucher:innen: 'Es gibt jede Woche neue Produkte im Laden, deshalb komme ich immer wieder und kaufe neue Sachen'."

Angebot und Nachfrage liegen näher beieinander, so dass weniger riskiert werden muss, was unter anderem weniger Überproduktion und damit weniger Abfall bedeuten kann.

Übrigens bedeutet Fast-Fashion-Kleidung auch nicht automatisch, dass das Produkt von schlechter Qualität ist – genauso wie Kleidung teurerer Bekleidungsmarken nicht automatisch von höherer Qualität ist oder eine längere Lebensdauer hat.

Forever21 und Pull&Bear in Amsterdam, 2016. Bild: FashionUnited

Quellen:

  • Artikel aus der New York Times 'Fashion; Two New Stores That Cruise Fashion's Fast Lane' von Anne-Marie Schiro, 31.12.1989
  • Artikel "Is dit 'Fast Fashion'?" von Mode-Ökonom Rens Tap, ursprünglich 2015 für Modint verfasst. Im Januar 2023 aktualisiert und auf der Website des Branchenverbades veröffenlticht.
  • TMO/Detex.
  • Artikel auf Bloomberg 'Zara Owner’s Lesson for Others Is Keep Supplies Close to Home' von Rodrigo Orighuela, 16.03.2021
  • Jahresfinanzbericht 2022 der Inditex-Gruppe ‘Inditex Group Annual Report 2022’, 15.05.2023.
  • Buch ‘Kleerkastvasten ‘De textielketen ontrafeld’, von Sarah Vandoorne, 19.04.2023
  • Statista-Beitrag 'Fast fashion market value forecast worldwide from 2022 to 2027', 3.052023
  • Artikel aus der New York Times 'How Zara Gew Into the World's Largest Fashion Retailer', von Suzy Hansen, 9.11. 2012
  • Beitrag von NOS/Nieuwsuur 'Onverkochte 'kledingbergen' door corona, maar ook roep om duurzame herstart' von Ronja Hijmans, 4.08.2020
  • Artikel von Trouw ‘C&A: Kledingpionier in ‘gewoon voor weinig’, Joost van Velzen, 15.01.2018.
  • CBS 'EU haalt steeds meer kleding uit Azië', 9.12.2016
  • 'Oproep tot verandering', von Ellen Haeser, Januar 2017
  • Rijksoverheid Fast-Fashion-Studie ‘Vermindering van de negatieve impact’ onderzoek, Autor:innen: Corine Janssen, Inge van der Vaart, Inger Bos en Albert Bakker, 4.06. 2020.
  • Artikel im Correspondent 'Fast fashion is ieders favoriete zondebok – maar dat is niet altijd terecht,' von Emy Demkes, 26.11.2021
  • Input von Simone Preuss, Nachhaltigkeits-Journalistin bei FashionUnited, 2023.
  • Input der belgischen Nachhaltigkeits-Expertin Jasmien Wynants, Juni 2023.
  • FD-Artikel 'Voor het razend populaire TikTok-voor-kleren speelt duurzaamheid geen rol' von Simon Book, Christoph Giesen, Janne Knödler, 9.08.2022
  • Follow the Money-Artikel ‘Fast fashion-bedrijf Shein is razend populair onder Gen Z maar schendt mensenrechten en verwoest het milieu’, von Daphne van den Berg, 1.08.2023.
  • Artikel von FashionUnited ‘Agile supply chains: Shein, BCG and GoodOps discuss challenges and opportunities’ von Simone Preuss, 9.06.2023.
  • Teile dieses Textes wurden mit einem KI-Tool erstellt und anschließend bearbeitet.
  • Beiträge aus dem FashionUnited-Archiv, insbesondere Artikel von Esmerij van Loon, Vivian Hendriksz und Nora Veerman.
  • Mehr Hintergrund:

    Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl.

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