Gerry Weber legt Geschäftsbericht für 2022 vor und erwartet Umsatzrückgang im laufenden Jahr
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Der Bekleidungsanbieter Gerry Weber hat wieder einmal ein bewegtes Jahr hinter sich.
Im April musste die Dachgesellschaft Gerry Weber International AG ein Sanierungsverfahren auf der Grundlage des Gesetzes über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) einleiten. Gleichzeitig meldete die deutsche Einzelhandelstochter Gerry Weber Retail GmbH Insolvenz an, im Juli folgte die österreichische Landesgesellschaft.
Der Sanierungsplan, der im November vom Amtsgericht Essen bestätigt wurde, enthielt einschneidende Reformen und Sparmaßnahmen und bedeutete das Ende der Gerry Weber International AG. Im Rahmen eines Kapitalschnitts zeichnete die in Luxemburg ansässige GWI Holding S.à.r.l. als Sanierungsinvestor sämtliche neuen Aktien des Unternehmens. Der Konzern wurde daraufhin Anfang Dezember von der Börse genommen und in eine GmbH umgewandelt.
2022 rutscht der Konzern tief in die roten Zahlen
Am Mittwoch blickte die Unternehmensgruppe nun noch einmal zurück. Der seit langem ausstehende Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2022 wurde veröffentlicht, zudem gab das Management einen Ausblick auf die Zahlen für 2023.
Demnach belief sich der Konzernumsatz aus fortgeführten Geschäften – also ohne die Anteile der inzwischen verkauften Aktivitäten in Russland – im Jahr 2022 auf 313,7 Millionen Euro. Das entsprach einer Steigerung um 20,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in dem die Geschäfte noch stark durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie belastet worden waren.
Höhere Material-, Fracht- und Personalkosten sowie umfangreichere Rabattaktionen belasteten allerdings das Ergebnis. Das normalisierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) belief sich auf -6,4 Millionen Euro, nachdem es im Vorjahr mit 28,8 Millionen Euro noch deutlich positiv ausgefallen war.
Der ausgewiesene operative Verlust lag bei 25,6 Millionen Euro. 2021 hatte Gerry Weber einen Betriebsgewinn von 17,1 Millionen Euro erzielt. Unter dem Strich stand ein Nettoverlust von 35,1 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte dort ein Überschuss von 23,0 Millionen Euro gestanden.
Nach Sanierungsmaßnahmen: Für 2023 rechnet das Management mit niedrigeren Erlösen und einem hohen Betriebsverlust
Das laufende Jahr 2023 stand nun wesentlich im Zeichen der Sanierungsmaßnahmen. Auf der Basis der im November vorliegenden Zahlen erwartet das Management nicht zuletzt aufgrund der jüngsten „Optimierung des Filialportfolios“ einen Umsatzrückgang auf 278 bis 307 Millionen Euro sowie ein normalisiertes EBITDA im „negativen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“.
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