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„Nachhaltige Textilien" – wann ist ein Kleidungsstück wirklich recycelt?

Von Esmee Blaazer

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Hintergrund

Eine nachhaltige Textilinnovation aus der Modebranche: Die dänische Bekleidungsmarke Ganni hat in Zusammenarbeit mit Polybion einen neuen Blazer aus „Bio-Leder” entwickelt, der komplett aus Celium, einem neuen Material aus bakterieller Zellulose, besteht. Bild: Polybion

Was versteht man unter „bio-basierten Materialien” und „Next-Gen-Materialien”?

„Etwa zwei Drittel der in der Modeindustrie verwendeten Textilien sind synthetische Materialien".

Synthetische Materialien, auch künstliche Stoffe oder Chemiefasern genannt, sind Materialien, die von Menschen in Fabriken hergestellt werden. Anders als Baumwolle oder Wolle stammen diese Stoffe nicht aus der Natur.

„Aber nicht alle wissen, dass synthetische Materialien aus fossilen Ausgangsstoffen hergestellt werden”, kritisiert Paulien Harmsen, leitende Forscherin für nachhaltige Textilien an der Universität Wageningen.

Paulien Harmsen ist Senior Researcher im Bereich nachhaltige Textilien. Sie arbeitet seit 25 Jahren an der Wageningen University and Research (WUR) an verschiedenen Projekten zu bio-basierten Materialien „im weitesten Sinne des Wortes". Harmsen will mit ihrer Arbeit herausfinden, wie sich die Menschen von fossilien Rohstoffen verabschieden können.

Vor etwa sechs Jahren widmete sich Harmsen mit ihrer Arbeit auch der Textilindustrie. Aufgrund ihres Hobbys, selbst Kleidung herzustellen, hat die Wissenschaftlerin eine persönliche Affinität zu dem Sektor. Als das Thema Nachhaltigkeit in der Modebranche aufkam, bemerkte sie, dass es nur wenige schöne, natürliche Stoffe auf dem Markt gibt. Das führte dazu, dass sie sich mit ihrer Forschung auf nachhaltige Materialien spezialisierte.

„Wenn wir über die Rohstoffe für Kleidung sprechen, ist fast immer das Bild einer Baumwollpflanze zu sehen", erklärt Harmsen. „Man sieht fast nie ein Ölfass, obwohl das eher der Realität entspricht". So wird Polyester aus dem Polymer Erdöl hergestellt.

Polyester hat eine bedeutende Rolle in der Modeindustrie eingenommen

Polyester hat an Popularität gewonnen: Seine Verwendung in der Modebranche hat vor allem in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen.

Angaben der internationalen NGO Textile Exchange, die sich für Nachhaltigkeit in der Textilindustrie einsetzt, werden bis zum Jahr 2022 54 Prozent der weltweiten Faserproduktion auf die Herstellung von Polyester entfallen. Damit ist Polyester die am meisten genutzte Faser. Quelle: Textile Exchange 'Materials Market Report 2023', veröffentlicht am 1. Dezember 2023.

Polyester ist besonders bei großen Einzelhandelsketten sehr beliebt, da das Rohmaterial relativ billig ist. Polyester ist stark und daher langlebig, vielseitig einsetzbar und ist damit für verschiedene Kleidungsstücke geeignet und sieht zudem schön aus, weil es glatt und knitterfrei ist. Da das Material sehr leicht ist, schnell trocknet und von Haus aus wasserabweisend ist, wird Polyester auch gerne für Sport- und Outdoor-Bekleidung genutzt.

Die häufige Verwendung von Polyester bereitet gleichzeitig aber auch Kopfzerbrechen: So ist die Herstellung des synthetischen Stoffes weitgehend vom Erdöl abhängig. Dieser fossile Brennstoff belastet die Umwelt, unter anderem durch die umweltschädlichen Auswirkungen des Raffinationsprozesses. Die Herstellung von Polyester ist außerdem sehr energieintensiv und erfordert große Mengen an Wasser und Chemikalien. Darüber hinaus verursacht die Polyester auch Plastikverschmutzung.

Während des Herstellungsprozesses und auch bei der späteren Nutzung setzen Kleidungsstücke aus synthetischen Materialien winzige Kunststoffpartikel, sogenanntes Mikroplastik, frei. Bis zu 1.900 Mikorpartikel können sich pro Waschgang von einem synthetischen Kleidungsstück lösen. Weltweit können bis zu 35 Prozent aller in die Umwelt freigesetzten Mikroplastikpartikel auf Textilprodukte zurückgeführt werden – diese finden sich auch in unserem Trinkwasser, unseren Lebensmittel und sogar im menschlichen Körper wider.

[Quelle: Der niederländische Hintergrundartikel 'Wie nachhaltig ist die Modebranche?']

Lesen Sie mehr zum Thema: Was die Modeindustrie mit der Verschmutzung durch Mikroplastik zu tun hat (sowie alles, was man über EU-Initiativen zur Bekämpfung von Mikroplastik wissen sollte

Polyester ist also sowohl das Steckenpferd als auch das Sorgenkind der Modeindustrie. Hinzu kommen andere häufig verwendete synthetische Rohstoffe wie Polyamid, aus dem beispielsweise Nylon hergestellt wird und Acryl als künstliche Alternative zu Wolle.

„In der Modeindustrie ist eine Materialumstellung erforderlich", argumentiert Harmsen. „Wir müssen die Verwendung fossiler, synthetischer Rohstoffe zurückfahren und auf weniger umweltschädliche Materialien oder nachhaltigere Alternativen umsteigen. Das ist vergleichbar mit der Energiewende, bei der wir uns von Benzin und Diesel verabschieden müssen”.

„Die nächste Frage ist dann natürlich: Was sind gute Alternativen?” , so Harmsen weiter. „Eine Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. Aber man kann sich an bio-basierten Materialien oder recycelten Textilien orientieren."

Bild zur Illustration von recyceltem Polyester Bild: Adidas.

1. Recyceltes Polyester – Warum wir dem Material kritisch gegenüberstehen sollten

Wie nachhaltig ist recyceltes Polyester? Was ist rPET/ und bottle-based Polyester? Wann ist ein Kleidungsstück wirklich recycelt?

Heutzutage werden immer mehr Kleidungsstücke aus recyceltem Polyester – auch rPET genannt – als nachhaltige Wahl angepriesen.

Harmsen äußert ihre Bedenken, ob und wenn ja, wie viel nachhaltiger recyceltes Polyester wirklich ist.

Recyceltes Polyester wird in der Regel aus alten Plastikflaschen hergestellt. „Es ist nicht so, dass aus alter Polyesterkleidung neue wird”, betont die Expertin. „Das ist eines der größten Missverständnisse, wenn es um recyceltes Polyester geht.”

Nur in weniger als ein Prozent der Fälle werden neue Kleidungsstücke tatsächlich aus ausrangierter Kleidung hergestellt.

Das ist der geläufige Prozentsatz der in der Modeindustrie genannt wird, wenn es um die Menge an Altkleidern geht, die zu neuen Kleidungsstücke recycelt werden. Diese Angabe stammt jedoch aus einem Bericht, der 2017 von der Ellen MacArthur Foundation veröffentlicht wurde. Die internationale Organisation widmet sich der Förderung der Kreislaufwirtschaft durch Forschung, Bildung und Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Behörden.

„In Anbetracht der gegenwärtigen Recycling-Maßnahemn könnte der derzeitige Prozentsatz (sechs bis sieben Jahre später, Anm. d. Red.) höher sein", betont Harmsen, „obwohl wir das nicht wirklich wissen.”

Wenn es um Nachhaltigkeit geht, hat die Modeindustrie manchmal mit unzureichenden Informationen zu kämpfen. Das wurde unter anderem bei Artikeln von Vox.com und De Correspondent deutlich.

Wenn ein Kleidungsstück ganz oder teilweise recycelt ist und Polyester enthält, handelt es sich in der Regel um bottle-based Polyester: Also Material aus recycelten Kunststoffflaschen aus der Lebensmittelindustrie.

„Die Tatsache, dass diese Plastikflaschen aus einer völlig anderen Wertschöpfungskette stammen, ist eigentlich nicht wünschenswert", argumentiert Harmsen. „In der ursprünglichen Wertschöpfungskette werden die Flaschen immer wieder recycelt und mit Getränken befüllt." Wenn sie zur Herstellung von recyceltem Polyester für Textilien verwendet werden, verschwinden sie aus dem ursprünglichen Kreislauf.

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Bild zur IllustrationBild: Plastikflaschen, aus dem FashionUnited-Archiv

„Irgendwann sind die PET-Flaschen, die für Textilien verwendet werden, nur noch wertloses Material", so Harmsen weiter. rPET wird kein neues Leben als Kleidungsstück bekommen und aus recycelter Polyester-Kleidung werden auch später keine neuen Flaschen hergestellt. Deshalb wird diese Form des Recyclings auch als offener Kreislauf oder Downcycling bezeichnet. Die Modebranche sollte eigentlich ein geschlossenes Recyclingsystem anstreben, bei dem Materialien innerhalb derselben Produktionskette für denselben Zweck recycelt und wiederverwendet werden: „Textil-zu-Textil-Recycling". Leider geschieht dies immer noch sehr wenig.
Bei der offenen Kreislaufwirtschaft werden die Materialien für einen anderen Zweck recycelt als den, für den sie ursprünglich bestimmt waren. Dadurch kehren sie nicht in dieselbe Produktionskette zurück.

Recyceltes Polyester? Achtung Greenwashing!

Auch die EU hat Bedenken hinsichtlich der Aussagen über recyceltes Polyester geäußert. Das geht aus dem Strategiepapier: ‘EU Strategy for Sustainable and Circular Textiles’ hervor, einer Initiative der Europäischen Union zur Förderung von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie

Behauptungen über recyceltes Polyester könnten die Verbraucher:innen in die Irre führen und die effektive Wiederverwendung von PET-Flaschen beeinträchtigen, so die Europäische Kommission.

Daher will die EU stärker gegen Greenwashing – also Praktiken von Unternehmen, um sich als umweltfreundlicher oder nachhaltiger darzustellen – vorgehen. Die gute Nachricht ist, dass die EU das Greenwashing - das Vorgeben, grüner zu sein als man tatsächlich ist - weiter einschränken wird.

Textil-zu-Textil-Recycling: Warum werden so wenige Altkleider recycelt? Vor welchen Herausforderungen steht das Textilrecycling?

„Für das Recycling muss der Input so sauber und rein wie möglich sein", sagt Harmsen. „Nehmen Sie die Bereiche Glas und Papier: Diese Materialien werden seit Jahren getrennt gesammelt, und ihr Recycling läuft recht gut, weil es sich um reine Materialien handelt."

Und genau das ist der große Haken in der Modeindustrie: Kleidungsstücke bestehen heutzutage oft aus einem Mix verschiedener Fasern.

„Die meisten Kleidungsstücke bestehen aus mindestens zwei, drei oder vier verschiedenen Rohstoffen", erklärt Harmsen. Das Mischen von Textilfasern sei eine Erfindung der letzten 20 oder 25 Jahre. „Und ich denke, das ist eine direkte Folge des starken Anstiegs von synthetischen Materialien in der globalen Faserproduktion im gleichen Zeitraum. Als man früher eine Jeans kaufte, bestand sie zu 100 Prozent aus Baumwolle, einem rein natürlichen Material. Heute kauft man eine Jeans, und sie enthält das synthetische Material Elastan oder eine halbsynthetische Faser wie Viskose.”

„Betrachtet man die letzten 20 bis 25 Jahre, so hat die Produktion von Kunstfasern deutlich zugenommen. Die Nachfrage und Verwendung von Naturfasern wie Baumwolle und Wolle ist nahezu gleich geblieben", sagt Harmsen.

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Bild zur Veranschaulichung der Zusammensetzung unserer Kleidung: Es zeigt das Etikettt einer Jeans von H&M, die aus Baumwolle, Viskose und Elastan besteht. Bild: FashionUnited

Ausrangierte und gesammelte Altkelider sind „eine große Mischung aus allem Möglichen". „Das Problem ist, dass es nicht viele 'reine' Materialtröme gibt, die direkt als Input für Recyclinganlagen verwendet werden können. Und das macht es schwierig, das Textilrecycling in Gang zu bringen", so Harmsen.

Dieser Materialmix macht auch den Recycling-Prozess sehr komplex. Denn beim Recycling muss man auf die Grundlagen zurückgehen: die Grundstoffe und Fasern. „Selbst wenn man also einen billigen Stoff wie Polyester recyceln will, braucht man eine fortschrittliche Technologie", betont Harmsen. „Und die ist teuer."

Die Recyclingverfahren sind in der Regel nach der Art des Ausgangsmaterials gegliedert, da jedes Material spezifische Verfahren zur Verarbeitung und Wiederverwendung erfordert.

Und dann gibt es noch eine weitere Herausforderung: Wie kann man die Qualität garantieren? „Wenn man Kleidung mechanisch recycelt, wird sie faserig. Das hat zur Folge, dass sich die Qualität verschlechtert", erklärt Harmsen. „Um sicherzustellen, dass neue Kleidungsstücke sowohl das gewünschte Aussehen als auch die erforderlichen Eigenschaften haben, werden fast immer neue Fasern hinzugefügt. Und das treibt den Preis weiter in die Höhe.”

Daher sind recycelte Fasern tendenziell teurer als neue Materialien. Harmsen zufolge ist der Preisunterschied zwischen recycelten Fasern und neuen Stoffen ein Hindernis für Skaleneffekte in der Textilindustrie. „Der jüngste Insolvenzantrag von Renewcell, einem schwedischen Textilrecycler, ist ein Zeichen dafür.”

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Bild zur Illustration von Recycling. Bild: Alicia Reyes Sarmiento für FashionUnited, aufgenommen bei einem Besuch der niederländischen Textilrecyclinganlage Brightfibre Textiles und Loop.a life

Der Expertin zufolge ist die Industrie nun am Zug: Die Verwendung von Mono-Materialien wird das Textilrecycling erleichtern. „Ein Kleidungsstück aus 100 Prozent Baumwolle oder 100 Prozent Polyester ist leichter zu recyceln”, so Harmsen.

Aber auch für recycelte Materialien muss ein Markt geschaffen werden, argumentiert Harmsen. Hier könnte die Politik helfen, denn auch hier gilt: Synthetische Rohstoffe haben positive Aspekte und sind zudem günstig. „Es muss also auch etwas an den Preisen getan werden, wenn wir den Einsatz von 'fossilen Rohstoffen' reduzieren wollen", argumentiert die Expertin.

„Eigentlich ist Kleidung sowieso zu billig", betont Harmsen. „Meines Wissens gibt es noch keine Maschinen, in die man ein Stück Stoff hineinlegt und ein Hemd kommt heraus." Der Weg von einem Stück Stoff zu einem fertigen Kleidungsstück erfordert Zeit und Handarbeit. Etwas, was der Expertin zufolge mehr Wertschätzung bedarf: „Durch die Niedrigpreise von Kleidung wird die Vorstellung aufrechterhalten, dass ein Kleidungsstück nicht viel Wert ist – hinzu kommt die aktuelle Wegwerfkultur”.

Gleichzeitig muss unsere Kaufsucht nach Kleidung überwunden werden, meint Harmsen. „Die Mengen, an die wir heute gewöhnt sind, sind nicht nachhaltig. Dafür ist die Erde einfach zu klein."

Die Expertin betont, dass die Industrie bewusster mit den ihr zur Verfügung stehenden Rohstoffen umgehen muss und neben recycelten Stoffen auch verstärkt bio-basierte Materialien einsetzen muss.

Harmsen: „Wenn wir uns genauer ansehen, was in der Vergangenheit getragen wurde, werden wir sehen, welche Möglichkeiten die Natur uns bietet."

2. Was sind bio-basierte Materialien?

Bio-basierte Materialien stammen – teilweise oder vollständig– aus organischen Quellen wie Pflanzen, Tieren oder Mikroorganismen und werden unter Verwendung erneuerbarer, natürlicher Ressourcen hergestellt. Sie sind daher eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Materialien in verschiedenen Branchen, einschließlich der Modeindustrie.

„Früher, als es noch kein Polyester und Nylon gab, haben wir auch Kleidung getragen", so Harmsen. „Und diese Materialien wird es auch in Zukunft geben, ohne fossile synthetische Ausgangsmaterialien,” betont sie.

Harmsen sieht durchaus eine Zukunft für synthetische Materialien, nur eben nicht für fossile Kunstfasern, wie sie betont. Denn synthetische Fasern bieten Eigenschaften, die Naturfasern in der Regel nicht bieten können. „Es liegt nun an uns, [nachhaltigere] synthetische Materialien zu entwickeln, die sowohl bio-basiert sind und auch kein Mikroplastik abgeben, das sich in der Natur nicht abbauen kann”, erklärt die Expertin.

Im Zusammenhang mit Tieren kann man an alle Arten von Woll- und Haarfasern denken, aber auch an Tierhäute. „Tierhäute sind keine Textilien”, hebt die Expertin hervor, „aber solange wir noch Fleisch essen, gibt es auch Häut und Felle, mit denen wir arbeiten können”.

Bei den pflanzlichen Ressourcen kann man an Bastfasern denken, die in Pflanzenstängeln zu finden sind, so zum Beispiel Leinen, Hanf und Brennnesseln.

Die Natur ist auch eine Quelle für die Herstellung halbsynthetischer und (voll)synthetischer Materialien, erklärt die Wissenschaftlerin.

So sind zum Beispiel natürliche Bausteine wie Zellulose in Form von Polymeren aus Pflanzen vorhanden, erklärt Harmsen. „Daraus kann man neue halbsynthetische Materialien wie Viskose und Lyocell herstellen."

Es sei sogar möglich, bio-basierte Kunststoffe herzustellen, so die Expertin weiter. „Dafür braucht man wiederum chemische Bausteine, die man zum Beispiel aus Zuckerrüben oder Mais gewinnen kann." Ein konkretes Beispiel ist Polymilchsäure für die Verwendung in Sportbekleidung.

3. Next-Gen-Materialien: Ein neuer Trend bei innovativen Materialien

Darüber hinaus sind auch innovative Materialentwicklungen im Gange, so Harmsen. Diese unkonventionellen Rohstoffe werden übrigens als Next-Gen-Materialien bezeichnet. Oft ist auch von nachhaltigen Textilinnovationen die Rede.

„Tiere und Pflanzen kennen wir inzwischen gut, die Potenziale von Pilzen beispielsweise sind dagegen noch nicht so gut bekannt", so Harmsen. In der Branche wird derzeit in kleinem Rahmen mit 'Pilzleder' experimentiert. „Es ist noch sehr nischenhaft, aber vielversprechend", meint Harmsen. „Pilze wachsen schnell und können in der Natur auch wieder zerfallen." Sie sieht darin eine Zukunft.

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Ein Beispiel für Next-Gen-Materialien: Das Biomaterial Pilzleder von MycoWorks.Bild: MycoWorks, Lindsey Filowitz.

Wie geht es weiter? Ein Blick in die Zukunft

In der Branche gibt es ein Bewusstsein und verstärkte Maßnahmen

„Neben der Innovationskraft in der gesamten Branche sieht man auch, dass nachhaltigere Materialien zunehmend von kleineren Unternehmen und auch von den Endverbraucher:innen nachgefragt werden”, so Harmsen. „Ein klarer Trend”. Die Umstellung der Materialien ist bereits im Gange. „Es geht zwar langsam voran, aber der Anfang ist gemacht”, fasst Harmsen zusammen.

Die Verantwortung der Unternehmen steht ebenfalls ganz oben auf der Agenda der EU, betont die Expertin. Es sind viele Gesetze zur Förderung der Nachhaltigkeit in Vorbereitung: Dazu gehört die Bekämpfung von Greenwashing, Textilmüll Textilmüll und Fast-Fashion.

Auch die Forderung nach mehr Transparenz in den Lieferketten, wird die Situation weiter verbessern, so die Expertin. „Jetzt können Modeunternehmen Materialien kaufen, ohne direkt mit den ersten Parteien der Lieferkette in Kontakt zu kommen.”

„Wenn mehr Unternehmen in der Modeindustrie anfangen, mit anderen Materialien zu arbeiten, könnte das aufgrund des Aussehens und der Eigenschaften der Kleidungsstücke gewöhnungsbedürftig sein”, so Harmsen abschließend. „Ich bin mir aber sicher, dass daraus schöne Produkte entstehen werden. Schließlich ist die Textilindustrie ein Synonym für Kreativität.”

Stella McCartney ist ein bekannter Name in der Modebranche. Die Modeschöpferin setzt auf nachhaltige und tierfreundliche Materialien und arbeitet nie mit Leder oder Pelzen. In ihrer SS24-Kollektion bietet die Designerin Accessoires an, die aus „Nebenprodukten der Champagnerproduktion von Veuve Clicquots hergestellt werden". Bild: Stella McCartney & Veuve Clicquot
Hintergrund: Wie wählen Modemarken aus, welche Fasern sie für ihre Kleidung verwenden?

„Das kommt darauf an", sagte Modeprofi Monique Wertheym. Sie ist Dozentin an der TMO Fashion Business School, wo die Modeprodukte und -produktion sowie internationale Wirtschaftskommunikation unterrichtet. „Die meisten Modemarken sind designorientiert. Dann entscheidet das Styling, wie eine Modekollektion aussehen wird und Beschaffungsmanager:innen oder Produktentwickler:innen, entscheiden welche Stoffe und Materialien dafür benötigt werden."

Bei Modeunternehmen, die beschaffungs- oder preisorientiert ausgerichtet sind, ist es umgekehrt. „Dann sagen die Leute: 'Ich brauche etwas Warmes für den Winter'. Eine Bekleidungsmarke aus dem unteren Preissegment entscheidet sich dann für Acryl und eine aus dem höheren Preissegment für Mohair oder Kaschmir", so Wertheym.

Lesen Sie mehr über Rohstoffe und die ‘technische Herstellung’ von Kleidungsstücken im Hintergrundartikel Von der Faser zum Kleidungsstück: WIe ein Kleidungsstück aufgebaut ist.

Quellen:
- Interview mit Paulien Harmsen, Senior Scientist für nachhaltige Textilien, tätig an der Wageningen University & Research (WUR), am 25. März 2024.
- Bericht ‘Materials Market Report 2023’ von Textile Exchange, veröffentlicht am 1. Dezember 2023
- Bericht ‘A New Textiles Economy: Redesigning fashion's future’ der britischen Organisation Ellen MacArthur Foundation, veröffentlicht 2017.
- Briefing der Europäischen Kommission ‘EU-Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien’, vom 30. März 2022
- FashionUnited-Archiv
- Teile des Textes dieses Artikels wurden mit einem automatischen KI-Tool erstellt und anschließend bearbeitet

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    Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl. Übersetzung und Bearbeitung: Pia Schulz

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