Veränderung liegt in der Luft: Die Debütant:innen im Frühjahr/Sommer 2024
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Nichts ist so beständig wie der Wandel – das haben sich wohl auch einige Modehäuser gedacht und so stehen die kommenden Modewochen für die Frühjahr/Sommer 2024 Saison ganz im Zeichen des Neuanfangs. Um vor lauter Aufregung einen Überblick zu bewahren, hat FashionUnited die aufregendsten Debüts der Saison für Sie zusammengetragen.
Ein minimalistisches Debüt bei Helmut Lang
Die New Yorker Modewoche gibt nicht nur den Startschuss für die Modewochen der vier großen Metropolen, sondern auch für eine Reihe von mit Spannung erwarteten Kreativdirektor:innen-Debüts. Den Anfang macht der Designer Peter Do, dessen erste Show als Kreativdirektor für das Modelabel Helmut Lang die New Yorker Modewoche am 8. September offiziell eröffnet.
Do, der an der Spitze seines gleichnamigen Labels für klaren Schnitte, monochromatische Farbgebungen und markante Entwürfe bekannt wurde, kam im Mai zu Helmut Lang. Seit der österreichische Designer Lang sein Label 2005 verließ, lag die kreative Verantwortung seines minimalistischen Erbes in vielen – oftmals wenig erfolgreichen – Händen. Do soll das nach vier Jahren gänzlich ohne Kreativchef nun ändern.
Die Aufgabe seines mit Spannung erwarteten Debüts wird es sein, der Marke neues Leben einzuhauchen. Wie genau Do das anstellen wird, bleibt abzuwarten. Doch während er mit seiner gleichnamigen Marke dieses Jahr nach Paris reist, verspricht er in einem auf Helmut Langs Instagram-Account veröffentlichten Video, New York – die Heimat der Marke seit ihrer Gründung 1986 – in den Mittelpunkt zu stellen. Damit schenkt der Designer auch dem Archiv der Marke gebührende Aufmerksamkeit, denn 1998 war es Helmut Lang, der als erster Designer auf einem New Yorker Taxi Werbung schaltete.
Peter Hawkings für Tom Ford: An American in Milan
Ein Debüt, das die meisten wohl in New York erwartet haben, ist die erste Kollektion von Designer Peter Hawkings für Tom Ford. Hawkings, der im April an die Spitze von Tom Ford berufen wurde, wird seine Vision am 21. September allerdings auf der Mailänder Modewoche enthüllen. Der Designer mag nicht allen ein Name sein, doch galt er längst als rechte Hand von Ford, der sein gleichnamiges Label Ende letzten Jahres an Estée Lauder verkauft hatte und sich daraufhin von der Modewelt verabschiedete.
Obwohl Tom Ford, sowohl der Designer als auch sein Label, tief in der US-amerikanischen Mode verwurzelt ist, ist Mailand ein Ort, der eine tiefe Verbindung zu Fords persönlicher und beruflicher Geschichte hat. Verbindungen, die ihn und Hawkings' verbinden, denn der neue Mann an der Spitze der Luxusmarke begann seine Karriere 1998 bei Gucci unter Ford. Ob dies ein strategischer Schritt ist, um die Marke in einem der europäischen Luxuszentren zu verankern, oder vielleicht eine Anspielung auf Hawkings' Anfänge und die künftige kreative Ausrichtung der Marke, bleibt abzuwarten.
Tradition statt Trend? Sabato de Sarno leitet Guccis Zukunft ein
Apropos Gucci – die florentinische Luxusmodemarke enthüllt am 22. September endlich ihre erste Kollektion unter ihrem neuen Kreativchef Sabato de Sarno. De Sarno, ein Kind der Schule von Valentino-Designer Pierpaolo Piccioli stand als Fashion Director bisher im Schatten der Designer:innen für die er arbeitete, nun ebnet sich sein Weg in das Scheinwerferlicht.
Der Weggang von Alessandro Michele und die darauffolgenden zwei Kollektionen, die das Modehaus ohne Kreativchef vorstellte, haben für viel Aufsehen und Spekulationen gesorgt, nun erfährt die Modewelt bald, wie ein Gucciverse ohne Michele aussehen wird – und ob die Marke tatsächlich zu alten Sitten zurückkehrt.
Erste Anzeichen dafür, dass Gucci künftig wieder vermehr auf hauseigene Tradition statt Trend setzen könnte, zeichnete sich bereits in den vergangen Monaten ab. Die berühmte Jackie-1961-Handtasche, die in den 1950er-Jahren designt und nachträglich nach der US-amerikanischen First Lady Jackie Kennedy benannt wurde erlebte ein Comeback, genauso wie einst von Kreativchef Tom Ford designte Gucci-Horsebite-Clutch, die im Februar von aufmerksamen Beobachter:innen auf dem Laufsteg erspäht wurde. Eins scheint jedoch klar, die Zeit, in der Gucci synonym für Vintage-Bohème, Exzentrik und Maximalismus war, hat das Modehaus mit Michele verlassen.
Lang lebe Franco Moschino
Kein Debüt und doch frischen Wind wird es bei Moschino geben. Das italienische Modehaus, das sich im März von ihrem langjährigen Kreativdirektor Jeremy Scott verabschiedete, hat diese Stelle noch nicht neu besetzt. Am 21. September geht die Show dennoch weiter.
Um dem Vermächtnis des Gründers Franco Moschino Tribut zu zollen und das 40. Jubiläum der Marke gebührend zu feiern, hat die Moschino die Stylistinnen Carlyne Cerf de Dudzeele, Katie Grand, Gabriella Karefa-Johnson und Lucia Liu beauftragt, jeweils zehn Looks zu kreieren, die von den Werken des verstorbenen Designers inspiriert sind.
Eine modische Kehrtwende für Bally?
Keine andere Modestadt ist dieses Jahr von mehr Neuanfängen gezeichnet als Mailand und so präsentiert auch das schweizerische Modeunternehmen Bally am 23. September die Vision ihres neuen Kreativchefs. Es ist eine erneute Kehrtwende für die Marke, nachdem Designer Rhuigi Villaseñor sie nach einer recht überschaubaren Zeit von knapp einem Jahr im Mai verließ. An seiner Stelle steht nun mit Simone Bellotti ein Designveteran, der bisher meist lediglich hinter den Kulissen bedeutender italienischer Marken wie Gucci, Bottega Veneta und Gianfranco Ferré tätig war.
Wie auch Gucci entschied sich Bally mit der Ernennung von Bellotti für einen Designer mit langjähriger Erfahrung in der Branche, jedoch ohne große mediale Anziehungskraft und damit für das komplette Gegenteil von Villaseñor, dessen Ernennung im Januar 2022 für viel Aufsehen sorgte. Inwiefern Bellotti auch eine optische Kehrtwende bei dem Modelabel einleiten wird, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.
Francesca Murri leitet den “kreativen Wiederaufbau" von Fiorucci
Fiorucci kehrt unter der Leitung der neuen Kreativdirektorin Francesca Murri an einen symbolträchtigen Ort zurück. 1967 eröffnete Elio Fiorucci seinen ersten Store in der lombardischen Modemetropole, die jetzt auch zum Schauplatz des kreativen Wiederaufbaus der Marke werden soll.
Das Label befindet sich erneut unter neuer Führung und möchte nun endgültig an alte Glanzzeiten anknüpfen. Kreativ bewältigen soll dies Murri, die im Laufe ihrer Karriere bereits für namhafte Modehäuser wie Versace, Giorgio Armani, Gucci, Givenchy und Ferragamo entworfen hat, bislang allerdings nur den wenigsten ein fester Begriff war. Ob unter ihrer Leitung der ikonische Engel des Labels wieder fliegen lernen wird, bleibt abzuwarten.
Ein Neuanfang für Carven mit Louise Trotter
Es gibt wenige Dinge, die die Modewelt noch mehr liebt als ein Debüt, doch ein Debüt, das gleichzeitig ein Comeback ist, steht ganz oben auf der Liste – und genau das ist bei Louise Trotters Antritt bei Carven der Fall. Am 30. September präsentiert die britische Designerin nicht nur ihre Vision für das französische Label, sondern bringt es auch nach fünfjähriger Abwesenheit auch den Laufsteg der Pariser Modewoche zurück.
Trotter ist nicht nur die erste Designerin, die das Label wieder auf den Laufsteg zurückbringt, sondern die erste Designerin der Marke seit dem Abschied von Serge Ruffieux in 2018. Seither wurde das insolvente Modehaus von der chinesischen Icicle Fashion Group Co., Ltd. übernommen und soll nun mit Trotter wiederbelebt werden. Im Vordergrund wird dabei Kleidung stehen, die durch Schlichtheit besticht und sowohl den Menschen als auch der Umwelt gerecht wird, wie die Designerin bereits zu ihrem Amtsantritt verlauten ließ.
Nächster Versuch bei Anne Demeulemeester
Für das belgische Modehaus Ann Demeulemeester ist es bereits das zweite Debüt in diesem Jahr. Nach dem selbst für die Modebranche außergewöhnlich kurzen Gastspiel von Ludovic de Saint Sernin an der Spitze der Marke, versucht diese Saison der noch relativ unbekannte Designer Stefano Gallici sein Glück.
Der neue Kreativchef ist seit Juni im Amt und dennoch wird seine erste Kollektion bereits am 30. September auf dem Laufsteg präsentiert. Dabei könnte es ihm zu gute kommen, dass er als Menswear Designer der Marke aus den eigenen Reihen kommt und dort vor seiner Beförderung bereits drei jahrelang aktiv war.
Die Modewelt darf in dieser Saison allerdings nicht nur Neulinge empfangen, sondern muss sich auch von Branchengrößen verabschieden. In Mailand wird Walter Chiapponi sich zum letzten Mal auf dem Laufsteg der Luxusmarke Tod’s verbeugen und in Paris wird Gabriela Hearst ihre finale Kollektion für Chloé zum Besten geben.