Gerry Weber meldet operativen Verlust von 148 Millionen Euro
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Der seit langem kriselnde Bekleidungskonzern Gerry Weber International AG hat am Freitag in einer Ad-hoc-Mitteilung erste vorläufige Zahlen für das Geschäftsjahr 2017/18 veröffentlicht. Demnach musste das Unternehmen erwartungsgemäß einen hohen Betriebsverlust hinnehmen. Der Umsatz übertraf hingegen die jüngste Prognose. Das habe „eine erste Durchsicht der Ergebnisse“ ergeben“, erklärte der Vorstand des Bekleidungsanbieters.
Den vorliegenden Zahlen zufolge belief sich der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2017/18, das am 31. Oktober abgeschlossen wurde, auf rund 795 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr, in dem die Erlöse noch eine Höhe von 880,9 Millionen Euro erreicht hatten, entsprach das einem Rückgang um rund zehn Prozent. Immerhin konnte der Konzern seine Mitte November nach unten korrigierte Prognose übertreffen, die bei 790 Millionen Euro gelegen hatte.
Operativ rutschte der Konzern tief in die Verlustzone: Der Fehlbetrag vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag im abgelaufenen Jahr bei 148,1 Millionen Euro. Im vorherigen Geschäftsjahr war noch ein Betriebsgewinn in Höhe von 10,3 Millionen Euro erzielt wurden.
Gerry Weber will 230 Verkaufsflächen schließen
Beeinflusst wurde das Ergebnis durch zahlreiche Sondereffekte im Rahmen der umfassenden Umbaumaßnahmen im Unternehmen. Ausdrücklich verwies der Vorstand auf Belastungen durch „nicht zahlungswirksamen Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen sowie Beratungskosten in Höhe von 63,3 Millionen Euro und von außerplanmäßigen Abschreibungen und Wertberichtigungen in Höhe von 69,3 Millionen Euro“. Aber auch ohne diese einmaligen Negativfaktoren ergab sich ein operativer Verlust in Höhe von 15,5 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn bei 19,9 Millionen Euro gelegen.
Das operative Ergebnis sei „wie erwartet und angekündigt“ ausgefallen, betonte der Konzernvorstand. Er verwies darauf, dass „Kernmaßnahmen des Zukunftskonzepts“ die Resultate im abgelaufenen Jahr maßgeblich geprägt hätten. Ausdrücklich erwähnte die Konzernführung die Schließung von 230 Verkaufsflächen und den „Abbau einer korrespondierenden, signifikanten Anzahl von Arbeitsplätzen im In- und Ausland“. Davon seien Mitarbeiter im Verkauf, aber auch in „Zentralfunktionen“ wie der Logistik betroffen.
Bis Ende Januar soll ein "nachhaltiges Finanzierungskonzept" erstellt werden
„Mit der Entwicklung im vergangenen Geschäftsjahr können wir nicht zufrieden sein. Sie kommt aber auch nicht mehr überraschend“, erklärte Vorstandssprecher Johannes Ehling in einer Mitteilung. Hoffnungen auf eine bessere Zukunft versuchte Chief Restructuring Officer Florian Frank zu wecken: „Unser Jahresabschluss für das vergangene Geschäftsjahr wird anhand der vorläufigen Ergebnisse von großen strukturellen sowie bilanziellen Anpassungs- und Aufräumarbeiten geprägt sein. Damit gewinnen wir die notwendige Flexibilität und legen ein tragfähiges Fundament, um das Unternehmen wieder zu alter Stärke zurückzuführen“, erklärte er. Die Voraussetzung dafür sei aber „der Abschluss eines nachhaltigen Finanzierungskonzepts bis Ende Januar 2019“.
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