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Nach finanzieller Talfahrt und Eklat um Kapitalerhöhung: Frasers Group erwägt Übernahme von Mulberry

Von Jan Schroder

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Ein Mulberry-Store in London Bild: © Michael Franke

Beim britischen Lederwaren-Spezialisten Mulberry Group Plc lief es zuletzt mal wieder alles andere als rund. Trotz zahlreicher Reformpakete und Strategiewechsel in den vergangenen Jahren rutschte das Unternehmen tief in die roten Zahlen, auch der aktuelle Umsatztrend geht steil nach unten.

Diese Entwicklung und strittige Entscheidungen des Managements riefen nun den Handelskonzern Frasers Group Plc auf den Plan. Die Muttergesellschaft von Ketten wie Sports Direct, Frasers und Flannels, die seit 2020 eine 37-Prozent-Beteiligung an Mulberry hält, verkündete am Montag die Absicht, das Unternehmen komplett zu übernehmen.

Der Handelskonzern bietet den übrigen Anteilseigner:innen rund 52 Millionen Britische Pfund für ihre Mulberry-Aktien

Dem vorläufigen Angebot zufolge bietet die Frasers Group 130 Britische Pence für jede ausstehende, noch nicht dem Konzern gehörende Mulberry-Aktie. Die vollständige Übernahme würde sich die Unternehmensgruppe somit insgesamt 52,4 Millionen Britische Pfund (62,7 Millionen Euro) kosten lassen. Der Wert des gesamten Aktienkapitals von Mulberry wird dabei auf 83 Millionen Britische Pfund (99 Millionen Euro) taxiert.

Auslöser der überraschenden Offerte war eine Kapitalerhöhung, die Mulberry am Freitag angekündigt hatte. Diese soll demnach komplett vom Mehrheitseigentümer Challice Ltd. bestritten werden. Vereinbart wurde, dass Challice zehn Millionen neue Mulberry-Aktien zum Stückpreis von einem Britischen Pfund erwerben wird.

Dieses Vorhaben missfiel dem Management der Frasers Group. Wie auch andere Minderheitsaktionär:innen sei der Konzern nicht in die Pläne eingeweiht gewesen, erklärte die Unternehmensgruppe in einer Mitteilung. Zudem hätte sie die Kapitalerhöhung zu besseren Konditionen selbst stemmen können. Das Vorgehen von Mulberry habe nun zu einer „unhaltbaren Situation“ geführt.

Die Frasers Group will eine „Debenhams-Situation“ beim finanziell angeschlagenen Lederwaren-Anbieter verhindern

Ein weiterer wesentlicher Grund für das Übernahmeangebot ist die finanzielle Talfahrt des Lederwaren-Anbieters. „Als 37-Prozent-Eigentümerin wird Frasers keine weitere Debenhams-Situation akzeptieren, in der ein absolut überlebensfähiges Unternehmen in die Insolvenz getrieben wird“, erklärte der Konzern.

Der Warenhausbetreiber Debenhams hatte 2019 Konkurs angemeldet, nachdem ein Übernahmeangebot von Sports Direct, der Vorgängergesellschaft der Frasers Group, abgelehnt worden war. Im Frühjahr 2021 musste der traditionsreiche Einzelhändler im Zuge der von den Insolvenzverwaltern angeordneten Liquidierung seine letzte Filiale schließen.

Mulberry sei als eigenständiges Unternehmen mit „anhaltenden Schwierigkeiten“ konfrontiert, erklärte die Frasers Group. Der Konzern sei hingegen mit seiner Einzelhandelsexpertise, seiner Reichweite und seinen Vertriebskapazitäten bestens geeignet, um das angeschlagene Unternehmen wieder profitabel zu machen.

Die Bieterin stellt Bedingungen für die Übernahme

Die Frasers Group behielt sich vor, ihre vorliegende Offerte im Verlauf der bevorstehenden Verhandlungen zu modifizieren. Bedingungen für die Übernahme seien unter anderem der Verzicht auf die angekündigte Kapitalerhöhung sowie die „einstimmige und uneingeschränkte“ Zustimmung des Verwaltungsrats von Mulberry, erklärte der Konzern.

Die Frasers Group betreibt seit Jahren eine aggressive Investment- und Übernahmestrategie. Neben Mulberry ist der Konzern auch an Unternehmen wie Hugo Boss, Asos und Boohoo beteiligt. Zudem übernahm er eine Vielzahl finanziell angeschlagener Firmen aus der Mode- und Einzelhandelsbranche. Im Umgang mit den Zukäufen ist die Frasers Group nicht eben zimperlich: So erwarb sie im vergangenen Dezember den Online-Modehändler Matches und schickte ihn nach ausbleibenden Sanierungserfolgen bereits rund zwei Monate später in die Insolvenz.

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