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Natur-Nostalgie: Gen Z setzt auf Outdoor zwischen Luxus, Entschleunigung und Andersartigkeit

Von Heide Halama

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Mode

'Gucci x The North Face'. Bild: Gucci

Dass Gen Z besonders nach Individualität strebt, ist längst bekannt. Neben der technologischen Prägung macht sich jedoch auch ein Trend zur Rückbesinnung auf Natur, freizeitliche Entspannung und Nachhaltigkeit bei der Generation, die zwischen 1995 und 2010 und somit im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist, bemerkbar. Diese neue Auslegung schlägt sich vor allem im Boom der Outdoor-Bekleidung nieder.

Auf der letztjährigen Ausgabe der deutschen Sportartikelmesse Ispo Munich hat das Berliner Streetwear-Label Highsnobiety Schlüsselaspekte aus seinem ersten Whitepaper präsentiert, die den Outdoor-Trend noch schneller vorantreiben. Ispo formulierte ergänzend Vorschläge für Unternehmen, die ein schnelles Reagieren auf die Trends ermöglichen sollen.

‘Gorpcore’ in Hip-Hop-Szene verwurzelt

Die Wurzeln des immer populärer werdenden Outdoor-Trends finden sich im Amerika der 1990er-Jahre: Rapper:innen entdeckten die Streetwear für sich und integrierten Dad-Sneaker, Cargohosen und wetterfeste Windbreaker-Jacken in ihre Alltagskleidung. So wurde Street- und Sportswear mit praktischen Outdoor-Elementen zu ‘Gorpcore’ zusammengeführt, wobei Gorp für ‘Good Old Raisons and Peanuts’ steht, ein bei Wandernden und Bergsteigenden beliebtes ‘Student:innenfutter’.

Die 'Jil Sander x Arc’teryx'-Kollaboration. Bild: Jil Sander

Vorantreibende Entwicklungen

Highsnobiety, das auch ein Magazin auf den Markt bringt und als Messepartner agiert, offenbarte im Whitepaper ‘The New Luxury' Einblicke in Jugendkulturen geboten, die durch das Beobachten der Gruppen zusammengetragen wurden.

Selbst ein Vorreiter der Sparte treibt Highsnobiety seine Präsenz vorallem anhand von Kollaborationen – wie mit dem Outdoor-Ausstatter Jack Wolfskin, dem französischen Modelabel Lacoste, oder mittels >Event-Tour durch Europa und -ausstellungen – voran. Hier ist zudem deutlich zu erkennen, dass traditionelle Outdoor-Marken den Modemarkt erobern, während Modemarken gleichzeitig auf den Outdoor-Bereich abzielen.

HighArt in Miami. Bild: Highsnobiety

Damit zeigt das Label, dass übertriebene Sportlichkeit keine Voraussetzung mehr ist, um sich an der frischen Luft zu bewegen: Inklusion und sanftere Bewegung sind im Kommen. Durch die neu geschaffenen Nischen entstehen immer wieder neue Produkte wie Outdoor-Loafer oder Cargoröcke, die diese Kombination traditioneller Eigenschaften innovativ unterstreichen. Darüber hinaus zeigt die Gen Z eine neue Sensibilität für die Natur und die dazu passende Kleidung, für die sie bereit ist, ihr Budget großzügig einzusetzen.

Luxussegment Outdoor

Spätestens durch die Zusammenarbeit zahlreicher Outdoor-Marken mit renommierten Modehäusern ist die sportliche Freizeitbekleidung auch in der Luxusbranche gelandet. Unterstrichen durch besondere In-Store-Erlebnisse der Marken, Pop-ups, Kampagnen oder schlichtweg den Einsatz besonderer Materialien eignen sich die Marken dabei die Merkmale ihrer Kooperationspartner:innen an: Der US-amerikanische Outdoor-Anbieter North Face bewies dies zuletzt anhand von Dufflebags, die in Kollaboration mit dem italienischen Modehaus Gucci entstanden.

'The North Face x Gucci: Chapter Two'. Bild: Gucci

Die Doppelfunktionalität von Produkten, die sowohl im Sport als auch im Alltag eingesetzt werden können, stellt einen überzeugenden Faktor für Gen Z dar. Neben North Face führen laut Ispo der französische Sportartikler Salomon und die kanadische Outerwear-Marke Arc'teryx die Liste der derzeit erfolgreichsten Unternehmen an, die den Sprung in den ‘Outdoor Fashion’-Bereich gemeistert haben.

Der Leistungszwang fällt

Auch hält sich der durch die Sozialen Medien entstandene Druck weiterhin, in der virtuellen Welt abzuliefern, strahlen und einander übertreffen zu müssen, wird die neu gewonnene Freiheit im Freien bewusst zum Abschalten genutzt. Wie der TikTok-Trend des ‘Soft Hiking’ bereits beschreibt, können auch gemütliche Wandernde ihre Erlebnisse online teilen, da nicht mehr nur der Extremsport Anerkennung findet. Inklusion wird somit großgeschrieben, da alle – egal in welcher Form – entspannt Sport treiben dürfen, ohne Leistungen messen zu müssen.

Thebe Magugu für Adidas. Bild: Adidas

Worauf Marken achten sollten: Zielgruppen erkennen und erreichen

Marken, die den Verkauf von modischer Outdoorbekleidung meistern wollen, rät die Ispo zudem, die Breite der Zielgruppen zu berücksichtigen. Hier zeigt sich eine deutliche Aufspaltung in sportlich ehrgeizige, performance-orientierte oder 'Gorpcore'-Begeisterte, die entweder auf den funktionalen oder den modischen Aspekt abzielen. Trendjäger:innen suchen häufig nach einmaligen Stücken, die kreativ auffallen und bei denen sportliche Merkmale in den Hintergrund rücken. Oft knüpfen diese an ‘Ugly Fashion’-Teile an, die in den Augen der Mehrheit als unästhetisch abgestempelt würden.

Besonders beliebt scheinen ‘ugly’ Schuhe zu sein, darunter Hiking-Loafer, klobige Sneaker wie die Kollaboration zwischen dem britischen Bekleidungshändler End und dem Laufschuhspezialisten Hoka, oder Wanderstiefel.

'Hoka x Nicole McLaughlin'. Bild: Hoka

Highsnobiety nennt in seinem Whitepaper auch, dass 44 Prozent der Befragten die Mainstream-Mode als unästhetisch bezeichnen und nach dem Motto ‘je schräger, desto besser’ leben. Im deutlichen Gegensatz dazu steht der Trend ‘Quiet Outdoor’, angelehnt an ‘Quiet Luxury’, der sich dezent und minimalistisch mit einer Modeerscheinung auseinandersetzt. Im Outdoor-Bereich setzt man hier auf subtile, fast futuristische Stücke in neutralen Farben, die mit technischen Details punkten.

Die Herausforderung für herkömmliche Sport- und Outdoor-Marken besteht daher darin, die neuen Zielgruppen zu definieren und zu verstehen. Zudem möchte Gen Z nicht nur mit Produkten, sondern auch mit besonderen Erlebnissen angesprochen werden. Auch Ispo-Chef Tobias Gröber betont die Bedeutung des sportlich-modischen Aspekts bei den Konsument:innengruppen und prognostiziert, dass aufgrund der wachsenden gesellschaftlichen Relevanz in Zukunft jedes Unternehmen eine Sportstrategie benötige.

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