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Insolvenzen & Schließungen in der zweiten Jahreshälfte 2023

Von Simone Preuss

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Business
Bild: Chris Panas / Pexels

Was sich bereits seit August letzten Jahres abzeichnete und sich in der ersten Jahreshälfte bestätigte, setzte sich auch in der zweiten Jahreshälfte fort: die Firmenpleiten stiegen kontinuierlich weiter. Aufgrund der Konjunkturflaute, gestiegenen Zinsen und hohen Energiepreise müssen Schätzungen der Wirtschaftsauskunft Creditreform zufolge bis zum Jahresende 18.100 Unternehmen Insolvenz anmelden, fast ein Viertel (23,5 Prozent) mehr als im Jahr zuvor.

Davon ist natürlich auch die Textil- und Bekleidungsbranche im deutschsprachigen Raum nicht unbehelligt geblieben. FashionUnited hat zusammengefasst, welche Unternehmen derzeit betroffen sind.

Insolvenzen

Galeria Karstadt Kaufhof

Die wohl größte Zitterpartie bereitet derzeit die Insolvenz der Signa Holding GmbH des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmers René Benko. Diese hatte Ende November hat ein Insolvenzverfahren angekündigt und beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung beantragt. Damit ist auch die Zukunft von Deutschlands letzter großer Warenhauskette, Galeria Karstadt Kaufhof ungewiss, die 2012 von der Signa Holding übernommen wurde.

Sport Scheck

Ebenso ungewiss ist die Zukunft des Münchner Sportartikelhändlers SportScheck, der Ende November beim Amtsgericht München einen Antrag auf Insolvenzeröffnung stellte. Dieser wurde 2019 von der Signa Retail Sparte übernommen und ist wie diese zahlungsunfähig. Dadurch kann auch die Übernahme von Sport Scheck durch die Frasers Group vorerst nicht vollzogen werden.

Real

Auch die angeschlagene Kette Real steht vor dem Aus und will die letzten Märkte bis Ende März 2024 schließen. 14 Märkte sollen an den Konkurrenten Rewe übertragen werden, drei Filialen an Kaufland und ein Markt an Edeka. Die SB-Warenhauskette Mein Real hatte im September einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt.

Wunderwerk

Nachdem die nachhaltig-orientierte Marke Wunderwerk ihr zehnjähriges Jubiläum feierte, musste die Rheinstoff GmbH & Co. KG, das Unternehmen hinter Wunderwerk, Anfang Juli bei Amtsgericht in Düsseldorf Insolvenz anmelden. Als Gründe nannte Gründer Heiko Wunder die Corona-bedingten Lockdowns, unzureichende Unterstützung durch den Bund, Verzögerungen in der Lieferkette und dadurch hohe Lagerbestände, die Insolvenz von zwei Lieferant:innen sowie den Ukraine-Krieg, die Kaufzurückhaltung und Inflation.

Von Bleed bis Yeans Halle

Zudem ist der Modefilialist Yeans Halle insolvent, da die Trender Jeansmode GmbH Co. KG aus Sindelfingen sowie zwölf operative Tochtergesellschaften am 6. Dezember beim Amtsgericht Stuttgart ein Verfahren in Eigenverwaltung beantragten.

Auch der nachhaltige Modeanbieter Bleed Clothing GmbH befindet sich bereits seit mehreren Monaten in finanziellen Schwierigkeiten und musste im November vorläufige Insolvenz anmelden und der mittelfränkische Damenmode-Anbieter Madeleine Mode GmbH muss voraussichtlich zum 31. Dezember dieses Jahres seinen Geschäftsbetrieb einstellen.

Zu den weiteren Insolvenzen gehören das Berliner Modelabel Lala Berlin und die Best Sales & Services GmbH mit Sitz in Münster, das hinter der Marke Better Rich steht.

Insolvenzen in Österreich

Auch in Österreich ging es turbulent zu mit etlichen Insolvenzen, allen voran die österreichische Tochtergesellschaft der Handelskette Tally Weijl, die Anfang Juli ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnete. Grund waren die hohen Ladenmieten vor dem Hintergrund anhaltender Umsatzeinbußen.

Es traf auch den Schmuckhändler Diadoro Handels­GmbH, die Uhrenmarke Doppelgänger, die Kinderschuhmarke Richter, ebenso die in Wien ansässige Rose GmbH, zu der die Bekleidungskette Jones gehört, die Cocoon Sport­be­klei­dung GmbH, die Texfactory GmbH, das Unternehmen hinter der österreichischen Taschenmarke JaMia, und Damenmodeanbieter Blaumax sowie das Womenswear-Luxuslabel Petar Petrov GmbH und den Wiener Modeeinzelhändler F&R Fashion Handels GmbH. Sie alle mussten in der zweiten Jahreshälfte Insolvenz anmelden.

Kidswear-Händler Emmas Boutique OG konnte seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen und meldete Ende Oktober Insolvenz an. Auch den Wiener Secondhand-Händler Motte Motte GmbH traf es; er meldete Ende August ein Konkursverfahren an.

Insolvenzen international

Die niederländische Tochtergesellschaft von JD Sports, Sports Unlimited Retail, meldete im Dezember Insolvenz an, während die Pariser Marke Naf Naf Anfang September ein Insolvenzverfahren eröffnete. Auch die gleichnamige Marke des walisischen Designers Julien Macdonald musste infolge der turbulenten Marktbedingungen Ende Juli Insolvenz anmelden.

Die belgische Luxusmodemarke Maison Ullens musste aufgeben, nachdem die Gründerin der Marke, Myriam Ullens de Schooten Whettnall, Ende März getötet und die Verluste immer größer wurden.

Schließungen

Galeries Lafayette Berlin

Anfang Oktober wurde das offizielle Aus für die französische Kaufhauskette Galeries Lafayette in Berlin angekündigt, nachdem Eigentümer Tishman Speyer, ein US-Immobilienentwickler, eine Verlängerung des Mietvertrags über 2024 hinaus ausgeschlossen hatte. Als Gründe wurden die „veränderten Konsumgewohnheiten in Deutschland“ und die „erheblichen Veränderungen auf dem Einzelhandelsmarkt der Stadt“ genannt.

Hallhuber

Die Suche nach Investor:innen für den insolventen Münchener Bekleidungsanbieter Hallhuber GmbH blieb bislang erfolglos. Als Resultat wurden Ende Oktober alle 112 Filialen geschlossen - 98 Filialen in Deutschland, elf in Österreich und drei in der Schweiz.

Pimkie

Pangea Retail, Franchisepartner der französische Modemarke Pimkie, gab im November bekannt, alle physischen Geschäfte in Spanien schließen zu wollen. Die Entscheidung folgte auf den Wechsel der Eigentümer von Pimkie vor fast einem Jahr und einen tiefgreifenden Umstrukturierungsprozess.

Yves Rocher

Anfang August kündigte das französische Kosmetikunternehmen Yves Rocher an, alle Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz schließen zu müssen, da das Unternehmen mit dem derzeitigen Geschäftsmodell nicht mehr in der Lage sei, nachhaltig und erfolgreich zu wirtschaften. Betroffen sind etwa 140 Filialen und 350 Mitarbeiter:innen.

Die Schuhhaus Landgraf GmbH wird alle ihre Läden in den fünf Städten Bonn, Siegburg, Bornheim, Bad Godesberg und Rheinbach bis Ende 2024 schließen. Grund hierfür ist nicht wie in vielen anderen Fällen die schwierige wirtschaftliche Lage, sondern „persönliche Gründe“ und „äußere Umstände“.

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Österreich
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SportScheck