• Home
  • Nachrichten
  • Business
  • Mode und Nachhaltigkeit im Juli 2023

Mode und Nachhaltigkeit im Juli 2023

Von Simone Preuss

Wird geladen...

Scroll down to read more

Business

Das neue Material Desserto Agave von Dessorto. Bild: Desserto

Während der Juli mit warmen Sommerwetter lockte, enthüllte er im Bereich Nachhaltigkeit einige unangenehme Wahrheiten: So stellte der Europäischen Rechnungshof fest, dass der Übergang zur Kreislaufwirtschaft trotz der zehn Milliarden Euro, die den EU-Mitgliedstaaten zur Förderung der Kreislaufwirtschaft zur Verfügung gestellt wurden, praktisch zum Stillstand gekommen sei.

Auch die Europäische Kommission war nicht untätig und veröffentlichte Anfang des Monats eine aktualisierte Abfallrahmenrichtlinie (Waste Framework Directive, WFR) mit Schwerpunkt auf Textilabfällen. Diese soll die getrennte Sammlung von Textilabfällen unterstützen, die in der EU ab 2025 obligatorisch sein wird, und fördert Kreislauf-Textiltechnologien wie das Faser-zu-Faser-Recycling. Sie ist jedoch nicht weitreichend genug und setzt keine spezifischen Ziele für die Wiederverwendung und das Recycling, was die Changing Markets Foundation eine „verpasste Chance“ nennt.

Transparenz, Textilabfälle und nachhaltiger Einkauf lassen zu wünschen übrig

Eine neue Umfrage des britischen Marktforschungsunternehmens YouGov zeigte ebenfalls Anfang des Monats, dass nachhaltiges Einkaufen für viele Verbraucher:innen schwieriger geworden sei und der vom internationalen Fashion-Netzwerk Fashion Revolution herausgebrachte alljährliche Fashion Transparency Index 2023 verdeutlichte den Nachholbedarf der Branche: Nur rund die Hälfte (52 Prozent) der untersuchten 250 großen Modemarken legten Listen ihrer Tier-1-Herstellungsbetriebe offen und mehr als ein Viertel (28 Prozent) oder 70 von 250 Unternehmen liegen immer noch zwischen 0 und 10 Prozent.

Soweit zu den schlechten Nachrichten; positiv setzte sich das EU-Parlament für länger haltbare Produkte ein und will strengere Regeln, etwa im Bezug auf unverkaufte Textilien und Elektro- und Elektronikgeräte, die nicht mehr vernichtet werden dürfen. Mit den neuen Regeln sollen Produkte auch nachhaltiger werden.

„Zukünftig können sich Verbraucher:innen sicher sein, dass das T-Shirt, das Sofa oder das Waschmittel Mindestkriterien erfüllt, um Klima, Umwelt und Ressourcen zu schonen“, versprach Anna Cavazzini, Vorsitzende des Binnenmarktausschusses des EU-Parlaments.

Schuhrecycling, Lederalternativen und Innovationen im Kommen

Auf Marken- und Unternehmensseite erweiterten About You, Yoox Net-a-Porter und Zalando ihre gemeinsame Klimainitiative, während der Luxuskonzern LVMH seinen Wasser-Fußabdruck bis 2030 um 30 Prozent reduzieren möchte. Die globale Nachhaltigkeitsinitiative Fashion for Good will in der Zwischenzeit zusammen mit Adidas, Inditex, Target, Zalando und FastFeetGrinded das Schuhrecycling skalieren.

Auch für die Lederdiskussion brachte der Juli Neues: Während die Desserto-Erfinder Adrián López Velarde und Marte Cázarez Duarte ihre Lederalternative aus Kakteen (Nopal) weiterentwickelten und das erste vegane ‘Leder’ auf Agavenbasis vorstellten, führte FashionUnited eine Diskussion mit einem Experten zum Thema Leder und Nachhaltigkeit. Im Interview mit PETA stellte sich heraus, dass beim Gebrauch von Tierprodukten Tierquälerei schon vorprogrammiert ist.

Bei den Messen rückt Nachhaltigkeit auch immer weiter in den Vordergrund - es gibt kaum eine Messe, die dieses Thema vernachlässigen kann. Im Juli machten die Munich Fabric Start & Bluezone in München und die Première Vision in Paris vor, wie dies aussehen kann.

Zu guter Letzt stach Frankreich im Juli im Ländervergleich gleich durch zwei Initiativen hervor: So will die Regierung Verbraucher:innen bei der Reparatur ihrer Kleidung und Schuhe unterstützen und ab Oktober eine Prämie einführen, die sie dazu ermutigen soll, ihre Kleidung und Schuhe reparieren zu lassen, anstatt sie wegzuwerfen. Damit sollen die 700.000 Tonnen Kleidung, die die Franzos:innen jedes Jahr wegwerfen und von denen zwei Drittel auf Mülldeponien landen, reduziert werden. Auch hat das Land den automatischen Druck von Quittungen eingestellt. So soll der Fluss von 30 Milliarden oft auf Thermopapier gedruckter Quittungen eingedämmt werden. Wer trotzdem eine Quittung möchte, kann diese einfordern und per E-Mail oder SMS erhalten.

Ebenso innovativ gab sich Japan - dank einer Initiative von Japan Airlines können Japan-Reisende im kommenden Jahr mit leichtem Gepäck fliegen. In Zusammenarbeit mit dem Mischkonzern Sumitomo, der Kleidung für Tourist:innen und Geschäftsreisende vermietet, will die Fluggesellschaft mit der Initiative „Any Wear, Anywhere“ durch leichteres Gepäck ihren CO2-Ausstoß minimieren.

Lesen Sie auch:

Kreislaufwirtschaft
Nachhaltigkeit
Recycling