Etwas Altes in etwas Neues verwandeln – Upcycling ist im Trend
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In diesem Hintergrundartikel erfahren Sie mehr über das Thema Upcycling. Welche Designer:innen und Marken betreiben Upcycling? Wie beliebt ist es und wie kommt es in der breiten Öffentlichkeit und den Verbraucher:innen an? FashionUnited erklärt die Hintergründe.
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Inhalt
- Die Bedeutung von Upcycling und die Unterschiede zum Recycling
- Upcycling ist in, aber nicht neu
- Warum Upcycling?
- Diese Designer:innen und Marken betreiben Upcycling
- Die Größe des Upcycling-Marktes in der Modebranche
1. Die Bedeutung von Upcycling und die Unterschiede zum Recycling
Die Definition von Upcycling
Beim Upcycling nehmen die Designer:innen
Denken Sie an DIY-Mode (Do-it-yourself).
Alte, ausrangierte Textilien und Materialien werden für neue Produkte genutzt, ohne dass sie zuvor zu einem neuen Ausgangsmaterial verarbeitet oder – wie es beim Recycling der Fall ist – umgewandelt werden.
Es unterscheidet sich also vom Recycling, bei dem Materialien nicht in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung wiederverwendet werden können, sondern zuvor mechanisch oder chemisch zerlegt werden müssen. Beim Recycling werden Textilabfälle gesammelt, sortiert und aufbereitet, damit sie gereinigt, verarbeitet und in neue Rohstoffe umgewandelt werden können. Diese recycelten Ausgangsstoffe können dann für die Herstellung neuer Waren verwendet werden.
Einfach ausgedrückt ist Upcycling also kreative Wiederverwendung.
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2. Upcycling ist in, aber nicht neu
Upcycling ist ein wachsender Trend in der Modeindustrie. Die Praktik passt in den aktuellen Zeitgeist, bei dem Nachhaltigkeit immer mehr in den Mittelpunkt rückt.
Obwohl es das Konzept der Wiederverwendung und kreativen Nutzung von Materialien schon sehr lange gibt, hat die Modeindustrie in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme von Upcycling als nachhaltigen und innovativen Ansatz erlebt.
„Upcycling wird Luxus - eine Revolution der Mode?", titelte FashionUnited in einem Artikel 2018..
„Einige Designer:innen wie Ahluwalia oder Marine Serre, die sich auf Upcycling spezialisiert haben, sind in den letzten Jahren in den Vordergrund getreten", so Euromonitor.
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In diesem Video zeigt die französische Modedesignerin Marine Serre, wie sie eine Upcycling-Jeans kreiert. Video: Marine Serre (Regenerated SS20 - Denim)
Man kann von einer echten‘Upcycling Bewegung’ sprechen .
„Upcycling-Bewegung" ist eigentlich die Bezeichnung für den allgemeinen Trend: Die wachsende soziale und ökologische Bewegung, die sich auf die Wiederverwendung von Materialien und die kreative Umwandlung ausrangierter Gegenstände in wertvolle Produkte konzentriert.
In der Modeindustrie bedeutet dies, dass sich mehr Designer:innen und Modelabels der Praktik zuwenden.
Schon die Generationen unserer Großeltern hat Kleidung upgecycelt – ohne hip oder trendy sein – sondern um Geld zu sparen.
„Orsola de Castro, auch bekannt als 'Königin des Upcyclings'
Orsola de Castro, Mitbegründerin der globalen Organisation Fashion Revolution, die sich für mehr Transparenz und faire Arbeitsbedingungen in der Modeindustrie einsetzt, wurde von ‘State of Fashion’ als Königin des Upcycling bezeichnet: „Ihre mehrfach preisgekrönte Modemarke From Somewhere (1997 - 2014) leistete Pionierarbeit beim Upcycling und wurde in einigen der besten Boutiquen der Welt verkauft – zu ihren Kooperationen gehören Kollektionen für Tesco Clothing, Robe Di Kappa, Topshop und Speedo."
findet das Konzept des Upcyclings eigentlich widersprüchlich", schreibt die belgische Modejournalistin Sarah Vandoorne in ihrem Buch 'Wardrobe Fasting'. Laut DeCastro ist es „absurd, dass wir zunehmend über Reparatur, Aufbereitung, Wiederverwendung und Umfunktionierung als etwas Elitäres sprechen. Upcycling sehen wir plötzlich als trendige Lösung für ein völlig außer Kontrolle geratenes System. Als trendige Nischenlösung, während die Massen-Eindeckung mit billiger Kleidung demokratisch geworden ist."
Quelle: Buch ‘Kleiderschrankfasten’, Kapitel über Upcycling,S. 256.
3. Aber warum bekommt Upcycling dann so viel Aufmerksamkeit?
In der Modeindustrie gibt es traditionell ein lineares Produktionsmodell. Standard war und ist das „Take, Make, Waste”-Modell. Dieses Modell beinhaltet die Verwendung neuer Rohstoffe zur Herstellung neuer Kleidungsstücke, die dann von den Verbraucher:innen gekauft und nach dem Gebrauch entsorgt werden. Dabei machten – oder machen – sich die Modeunternehmen im Allgemeinen keine Gedanken über das Ende des Lebenszyklus oder darüber, was mit den Kleidungsstücken nach der Entsorgung geschiet.
Vanessa Friedman, Modejournalistin und -kritikerin, schrieb 2020 in der New York Times: „Vor nicht allzu langer Zeit, Anfang 2019, fragte ich Marco Bizzarri, den Geschäftsführer von Gucci, während einer Diskussion über die Rolle der Mode in der Klimakrise für das Muse-Magazin, warum die Marke ihre eigenen Kleidungsstücke nicht zurücknimmt, wenn die Verbraucher:innen sie nicht mehr tragen, damit sie upgecycelt und weiterverkauft werden können. Warum achtet die Modebranche immer mehr auf die Umweltauswirkungen von Materialien am Anfang des Produktlebenszyklus, aber nicht so sehr am Ende oder mit Blick auf ein zweites Leben. Damals war das zu kompliziert, und es gab keine entsprechenden Systeme", sagte er.
Quelle: New York Times Artikel 'The Newest Thing in Fashion? Old Clothes' von Vanessa Friedman, 22 Oktober 2020
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Inzwischen ist in der Modeindustrie und darüber hinaus immer deutlicher geworden, dass die Branche nachhaltiger werden muss. Überproduktion, Überkonsum und Verschwendung sind Probleme mit schwerwiegenden Folgen.
In dem Artikel Modelexikon: Die Bedeutung hinter Restbestand, Überbestand und Reststoff können Sie mehr darüber lesen.
In diesem Zusammenhang kann man Upcycling als gute Entwicklung betrachten. Es ist ein nachhaltigerer Ansatz und die Praktik trägt zur Verringerung der Umweltauswirkungen bei. Da weniger Materialien und Altkleider auf Mülldeponien landen, wird dadurch der Textilabfall reduziert. Gleichzeitig wird die Nachfrage nach neuer Kleidung verringert, was wiederum Rohstoffe und Energie einspart, die für die Herstellung neuer Produkte benötigt werden würde. Dadurch wird auch die Lebensdauer der Produkte und Materialien verlängert.
Außerdem entstehen durch Upcycling innovative und einzigartige Produkte. Upcycling-Designs sind das Gegenstück zu den Kleidungsstücken der Massenproduktion, die in den Filialen der großen Handelsketten hängen.
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4. Designer:innen und Modemarken engagieren sich für Upcycling
Dass Upcycling in ist, zeigen die Zahlen der niederländischen Handelskammer (KVK). Die Zahl der Unternehmen, die sich auf Upcycling spezialisiert haben, ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Im ersten Quartal 2013 gab es sieben Upcycling-Unternehmen in den Niederlanden – im dritten Quartal 2023 waren es schon 140.
Ein KVK-Sprecher stellte diese Zahlen auf Anfrage zur Verfügung: Es gibt keinen Haupttätigkeitscode für Upcycling-Unternehmen, daher wurde eine Suche nach dem Wortteil *upcycle* in der Unternehmensbeschreibung durchgeführt. „Nicht alle Unternehmensbeschreibungen sind gleich umfassend, daher kann die tatsächliche Zahl höher sein", so die Anmerkung eines KVK-Analysten.
Die Zahl der Upcycling-Modeunternehmen in den Niederlanden beläuft sich nach Angaben des Handelsverbands derzeit auf mindestens 33 und ist seit 2015 jährlich gestiegen
Hier suchte der KVK nach dem Wortteil *upcyl* in der Unternehmensbeschreibung, in Kombination mit den Wörtern *mode*, *fashion* oder *Kleidung* – auch hier könnte nach Angaben des Analysten die tatsächliche Zahl höher sein.
Duran Lantink und Ronald van der Kemp sind die Upcycling-Designer in den Niederlanden
Die wohl bekanntesten Upcycler in den Niederlanden sind Ronald van der Kemp und Duran Lantink. Van der Kemp stellt mit seiner Luxusmarke RDVK Couture her. Seine Couture fertigt er ausschließlich aus Reststoffen, sogenannten Restbeständen (deadstock) renommierter Modehäuser an.
Reststoffe, Deadstock oder Leftovers sind buchstäblich Stoffreste. Sie können von Marken stammen, die zu viel Stoff bestellt haben, oder von Hersteller:innen, die Stoff in den falschen Farben oder mit Fehlern bestellt haben. Normalerweise wird dieser Reststoff weggeworfen und landet somit im Abfall.
Überbestand wird manchmal als Synonym für Restbestand verwendet, meint aber eigentlich etwas anderes. Überbestände sind überschüssige Kleidungsstücke oder Produkte, die aber noch aktiv zum Verkauf angeboten werden. Auch Überbestände können noch zum Kauf angeboten werden.
Lantink ist ein relativ junger Modedesigner, der erst seit etwa zehn Jahren in der Branche arbeitet, aber bereits als eines der größten Modetalente des frühen 21. Jahrhunderts gilt.
Quelle: Website CentraalMuseum, Sammlung, Vaginahose Duran Lantink:
„Duran Lantink ist eines der größten Modetalente des frühen 21. Jahrhunderts und erlangte Weltruhm als Designer der kultigen Vagina-Hose.”
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In Deutschland wird Upcycling von Marken wie Rebekka Ruetz, MOOT, Avenir und Marc Cain betrieben.
Auch Modemarken und Unternehmen, die sich an ein breiteres Publikum wenden, experimentieren in einigen Kollektionen oder Kollaborationen mit Upcycling. So kreierte die niederländische Marke Scotch & Soda 2020 eine Upcycling-Kollektion aus Kleidung aus alten Kollektionen der Marke. Der Onlinehändler Zalando stellte 2020 den Designer Ronald van der Kemp ein, um zehn ausgewählte Upcycling-Looks zu entwerfen. Auch die EInzelhandelskette H&M hat sich 2019 Unterstützung an Board geholt. Zusammen mit Hacked By hat der Bekleidungshersteller eine Damenkollektion aus alten H&M-Kleidungsstücken entworfen.
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5. Wie beliebt ist Upcycling in der breiten Öffentlichkeit und bei den Verbraucher:innen wirklich?
Größe des Upcycling-Marktes in der Modebranche
„Obwohl 40 Prozent der Verbraucher:innen weltweit angeben (Quelle: Euromonitor Voice of the Consumer, Lifestyle Umfrage 2023), dass sie bereit sind, Kleidungsstücke wiederzuverwenden oder zu reparieren, anstatt sie zu ersetzen, ist der Anteil der Kleidung, die upgecycelt, repariert und wiederaufbereitet wird, im Vergleich zur Gesamtmenge der weltweit produzierten und verkauften Kleidung immer noch sehr gering", sagt Marguerite Le Rolland, Head of Footwear & Apparel bei Euromonitor International, auf die Frage des internationalen Marktforschungsunternehmens nach der Beliebtheit des Upcyclings in der Modeindustrie.
Dennoch hat sich Upcycling mittlerweile etabliert und hat einen festen Platz in der Modebranche und das wird auch in Zukunft so bleiben, glauben Expert:innen.
„Die Marken werden sich zunehmend um das Upcycling von Produkten bemühen
und die Verbraucher:innen ermutigen, getragenen oder nicht passende Artikel
zur Wiederverwendung, zum Upcycling oder zum Recycling zurückzugeben", sagt
Le Rolland. „Dafür gibt es verschiedene Gründe, unter anderem:
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Die großen Massen an textilem Abfall in der Modebranche werden vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise immer mehr in Frage gestellt.
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Das mögliche Verbot für die Ausfuhr von Abfällen außerhalb der EU
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EU-Verordnungen für eine bessere Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie".
Die neueste Modekollektion von Duran Lantink, gezeigt am 4. März
2023 in Paris. Video: Duran Lantink.
Beim Upcycling werden alte oder ausrangierte Textilien und Kleidungsstücke in neue und wertvolle Produkte umgewandelt und aufgewertet, anstatt sie einfach wegzuwerfen oder zu recyceln.
Quellen:
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Artikel aus dem FashionUnited-Archiv von den Journalistinnen Pia Schulz, Jackie Mallon und Simone Preuss.
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New York Times Artikel 'The Newest Thing in Fashion? Old Clothes' von Vanessa Friedman, 22 Oktober 2020
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Website von State of Fashion, Beitrag zu Orsola De Castro, abgerufen am 27 Juli 2023.
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Euromonitor Voice of the Consumer, Umfrage zum Lebensstil 2023 unter fast 41.000 Personen.
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Statistiken zum Upcycling in der Modebranche, exklusiv von Euromonitor International auf Anfrage von FashionUnited am 14. Juli 2023.
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Anzahl der Upcycling-Unternehmen (Mode) in den Niederlanden, exklusiv von der Handelskammer (KVK) an FashionUnited übermittelt am 24. Juli 2023.
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NOS News Video "Upcyling boomt: "Schöne Marken sind mir wichtig", 3. September 2022
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Das Buch der belgischen Journalistin und Expertin für nachhaltige Mode Sarah Vandoorne "Wardrobe Fasting - The Textile Chain Unravelled", 19. April 2023.
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State of Fashion Website Übersicht zu Orsola de Castro
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Goodonyou-Artikel ‘What Is Deadstock Fabric and Is It Sustainable?’, von Isobella Wolfe, 11 März 2022.
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Website Centraalmuseum.nl über Duran Lantink
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Dieser Artikel wurde von Esmée Blaazer erstellt. Einige Sätze und Absätze sind früheren FashionUnited-Beiträgen von Jackie Mallon, Pia Schultz und Simone Preuss entnommen.
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Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl.