Monatsrückblick: Nachhaltigkeit im Juli 2022
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Vom Sommerloch keine Spur, im Gegenteil: Im Juli wurden einige Studien veröffentlicht, die uns in den heißen Tagen einiges an Lesestoff lieferten, etwa zum allgegenwärtigen Thema Greenwashing, aber auch zu Textilrecycling und Konsum. Auf Markenseite gab es einige Innovationen und Messen fanden auch statt. Lesen Sie sich durch den Juli!
Veranstaltungen
Für viele Marken, Einzelhändler:innen und Einkäufer:innen ist 2022 das Jahr der physischen Messen nach einer Pause von fast zweieinhalb Jahren. Das Bestreben, sich mal wieder von Angesicht zu Angesicht zu treffen und über die Branche zu reden, war so groß, dass sogar das heiße Wetter dem Enthusiasmus keinen Dämpfer bereiten konnte.
Die Damenmode-Messe Pure London kehrte vom 17. bis 19. Juli in die englische Hauptstadt zurück. Trotz der extremen Hitze in London zog sie eine positive Bilanz nach einer optimistischen Veranstaltung. Auch die Innatex, internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien, die vom 29. bis 31. Juli stattfand, verzeichnete erste Signale der Erholung.
Die Modefabriek fand am 10. und 11. Juli in Amsterdam statt, kompakter und intimer als zuvor, aber mit drei neuen Bereichen: The Fashion Gallery, die Young Entrepreneurs Platform und der Sustainable Shop für nachhaltige Marken. Alle wurden gut angenommen und Besucher:innen fanden die Atmosphäre der Messe entspannter.
Innovationen
Der irische Bekleidungsanbieter Primark baute seine Partnerschaft mit dem spanischen Recyclingspezialist Recover weiter aus. Er führte eine neue Linie von Freizeitbekleidung ein und ist damit der erste Einzelhändler, der die nachhaltige RColorBlend-Faser von Recover auf globaler Ebene einsetzt.
Die vier Textil- und Schuhanbieter On, Patagonia, Puma und Salomon haben sich mit dem französischen Biochemie-Unternehmen Carbios zusammengeschlossen, um dessen einzigartige Biorecycling-Technologie zum Recycling von Kunstfasern zu nutzen und so die Recyclingfähigkeit und laufende Wiederverwertbarkeit ihrer Produkte verbessern.
Bekleidungsanbieter Brax setzt für bestimmte Herrenhosen auf die Gewebeproduktion in Deutschland und vertreibt ab August unter der Kennzeichnung ‘Re-Local’ Artikel, deren Gewebe in Deutschland von Familienunternehmen gefertigt und veredelt werden. Sie bestehen aus Biobaumwolle aus der Türkei und Tencel aus Österreich.
Ab Herbst bringt Gore-Tex die ersten Produkte mit einer neuen, nachhaltigeren ePE Membran auf den Markt, mit der die gesamte Outdoor-Branche eine echte Kehrtwende vollziehen wird, da sie die Chemikaliengruppe der PFCs ersetzt, die als Hilfsmittel verwendet, um PTFE herzustellen und um Textilien wasserabweisend auszurüsten.
Studien
Eine Reihe von Studien und Umfragen beschäftigten sich im Juli mit dem Konsumverhalten und der Bereitschaft, etwas für nachhaltige Produkte zu tun. Einer in der letzten Juliwoche von Greenpeace veröffentlichten Studie zufolge sind zwei Drittel der deutschen Bevölkerung bereit, weniger neue Kleidung zu kaufen. Auch hat die überwiegende Mehrheit von 85 Prozent vor, vorhandene Kleidung länger zu tragen. Zudem sei der Klima- und Umweltschutz für deutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung ein wichtiger Beweggrund für einen nachhaltigeren Umgang mit Mode geworden.
Wenn es an den Geldbeutel geht, sind Konsument:innen nicht nur in Deutschland jedoch zögerlich: Die Berliner Zustellplattform Seven Senders befragte in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Appinio 3.500 Online-Shopper in sieben Ländern zu ihren Einstellungen und Erwartungen an die Nachhaltigkeit im Onlinehandel, und zwar jeweils 500 in Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Spanien und der Schweiz. Dabei zeigte sich klar, dass Nachhaltigkeit beim Online-Einkauf zwar erwünscht ist, ein Großteil der Verbraucher:innen jedoch nicht bereit ist, dafür zu zahlen.
Der Frage, ob technische Hilfen wie etwa Selfies die Retourenquote senken könnten, ging eine weitere Umfrage nach. 61 Prozent der Teilnehmenden der Umfrage der Commerce Experience Plattform Nosto sind der Meinung, dass sich die hohen Retourenquoten senken lassen, indem Onlineshops mehr Fotos und Videos von anderen Kund:innen nach dem Kauf zeigen. Dies soll Kaufinteressent:innen helfen zu sehen, wie die Kleidung an ‚echten‘ Menschen aussieht, nicht nur an Models. 59 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass eine virtuelle Anprobe, die es ihnen ermöglicht, sich selbst in den Outfits, die sie online gefunden haben, zu sehen, ebenfalls dazu beitragen könnte, die Retourenquote zu senken.
Laut der neuen Studie „Scaling textile recycling in Europe – turning waste into value“ von McKinsey & Company könnte aus mindestens einem Fünftel des Textilabfalls neue Kleidung werden und eine Kreislaufwirtschaft für Textilien könnte bis 2030 15.000 neue Jobs in Europa schaffen und eine Marktgröße von 6 bis 8 Milliarden Euro erreichen.
In diesem Artikel hörte FashionUnited sich um, ob Dessous-Marken auf Second-Hand umsteigen werden.
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