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Jahresrückblick 2019 – Teil 1: Januar bis Juni

Von Jan Schroder

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Mode

Auch 2019 war für die Modebranche ein Jahr im Zeichen des Wandels. Die Konsumgewohnheiten folgen nicht mehr den traditionellen Mustern, die Unternehmen müssen sich anpassen. Das gelang manchen besser als anderen, wieder gab es große Gewinner und Verlierer. Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen in der Branche und anhaltender weltwirtschaftlicher Risiken dürfte es auch in absehbarer Zukunft unruhig bleiben.

Heute blicken wir auf einige Schlüsselereignisse in den Monaten Januar bis Juni zurück. Die zweite Jahreshälfte folgt dann am Mittwoch.

Januar: Gerry Weber muss Insolvenz anmelden

Das Jahr begann für die deutsche Textilindustrie mit einer Pleite, die sich abgezeichnet hatte: Am 25. Januar musste der angeschlagene Bekleidungskonzern Gerry Weber International AG Insolvenz anmelden. Das Unternehmen, das im Geschäftsjahr 2017/18 trotz umfassender Sanierungsbemühungen tief in die roten Zahlen gerutscht war, begründete den Schritt damit, dass die Verhandlungen mit den Banken und Gläubigern über eine weitere Finanzierung gescheitert waren.

Der Konzern setzte auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, verkaufte im Sommer seine Tochter Hallhuber und fand im Herbst eine Lösung, mit der ein Fortbestand des Unternehmens vorerst gesichert wurde: Im Rahmen eines Insolvenzplans wurden die Finanzinvestoren Robus Capital Management, der bereits Hallhuber übernommen hatte, und Whitebox Advisors LLP alleinige Eigentümer des Konzerns. Die bisherigen Aktionäre gingen leer aus.

Februar: Trauer um Karl Lagerfeld

Am 19. Februar verlor die Modewelt ihre wohl größte Persönlichkeit: Das Luxuslabel Chanel verkündete den Tod seines Chefdesigners Karl Lagerfeld. Der gebürtige Hamburger hatte mit seinen Entwürfen für namhafte Häuser wie Chloé, Fendi und Chanel über Jahrzehnte die Entwicklung der Mode geprägt. Durch seine Selbststilisierung mit gepudertem Zopf und dunkler Sonnenbrille und viele populäre Bonmots war er aber weit mehr als nur ein Modeschöpfer – er war zur Ikone einer ganzen Branche geworden, einem Star, dessen Ausstrahlung weit über die Fachkreise hinausging.

In seiner Wahlheimat Paris wurde des wichtigsten deutschen Modeschöpfers aller Zeiten über Monate gedacht. Höhepunkt der Ehrungen war eine opulente Gedenkveranstaltung unter dem Motto „Karl For Ever“, die im Juni im Grand Palais abgehalten wurde.

März: Miller & Monroe scheitert in Deutschland

Die ehrgeizigen Expansionspläne des niederländischen Bekleidungskonzerns Victory & Dreams Holding endeten im Desaster. Anfang März musste die Vidrea Deutschland Gmbh, die Muttergesellschaft der hiesigen Filialen der Handelskette Miller & Monroe, Insolvenz anmelden. Miller & Monroe hatte erst im Vorjahr die meisten Standorte des ebenfalls zahlungsunfähigen Textilanbieters Charles Vögele übernommen und wollte diese nutzen, um mit eigenen Filialen zu expandieren. Das Vorhaben scheiterte spektakulär. Innerhalb weniger Wochen nach dem Insolvenzantrag wurden alle Miller & Monroe-Shops in Deutschland geschlossen, auch in der niederländischen Heimat folgte die Pleite. Kurz vor der Insolvenz von Miller & Monroe hatte Victory & Dreams sogar noch eine spektakuläre Übernahme auf dem deutschen Markt geplant: Dem Hamburger Bekleidungskonzern Tom Tailor Holding SE wollte er dessen verlustträchtige Tochter Bonita abkaufen. Der bereits beschlossenen Transaktion versagten die Banken von Tom Tailor angesichts der seltsamen Geschäftspraktiken der Niederländer aber im Mai ihre Zustimmung.

April: Putsch bei Superdry: Gründer Dunkerton übernimmt das Ruder

Die Entwicklung des britischen Freizeitmodelabels Superdry hatte Gründer Julian Dunkerton gar nicht gefallen: Angesichts der chronischen Nachfrageschwäche auf dem Heimatmarkt hatte das Unternehmen strategische Entscheidungen – etwa den Aufbau einer Kidswear-Linie – getroffen, die der 54-Jährige offen kritisierte. Dunkerton ließ Taten folgen: Gegen den erklärten Willen des Managements wurde er Anfang April mit knapper Mehrheit in den Verwaltungsrat von Superdry gewählt, woraufhin fast die komplette Führungsspitze der Firma umgehend zurücktrat.

Dunkerton übernahm daraufhin als Interims-CEO die Zügel und kündigte an, die Marke mit einer strategischen Kehrtwende zu ihren ursprünglichen Stärken zurückführen zu wollen. Das ist ein anspruchsvolles Unterfangen: Im Juli musste Superdry Verlust von umgerechnet knapp 110 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2018/19 melden.

Mai: Burberry setzt weiter auf den Tisci-Faktor

Der Luxusmodesektor boomt. Trotz weltweiter Widrigkeiten, etwa des schwelenden Handelskonflikts zwischen den USA und China, der anhaltenden Unsicherheit über den Brexit oder der monatelangen Unruhen in Hongkong, glänzten Branchengrößen wie die beiden französischen Konzerne LVMH und Kering auch in diesem Jahr mit satten Zuwächsen.

Das britische Modehaus Burberry konnte da seit Längerem nicht mithalten. Ändern will das Marco Gobbetti, der im Sommer 2017 zum CEO ernannt wurde. Im Frühjahr vergangenen Jahres machte er seinen Weggefährten Riccardo Tisci zum Chefdesigner. Der soll die stilistische Gratwanderung zwischen Tradition und Erneuerung bewältigen. Große Sprünge machte das Unternehmen vorerst nicht: Im Mai erklärte es, dass der Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 in etwa das Vorjahresniveau erreicht habe. Immerhin wurde der Gewinn gesteigert. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres konnte Burberry dann tatsächlich Fortschritte machen: Trotz der Probleme in Hongkong wuchs der Umsatz endlich wieder. Gobbetti erklärte das damit, dass Tiscis Entwürfe bei den Kunden ausgesprochen gut angekommen seien – und deren Anteil am Sortiment weiter steige.

Juni: Nike bleibt auf Erfolgskurs

Der US-Konzern Nike Inc. zieht weiter seine Kreise als unangefochtener Spitzenreiter in der globalen Sportartikelbranche. Im Juni konnte er zufrieden auf das Geschäftsjahr 2018/19 zurückblicken: Der Umsatz wurde kräftig gesteigert, weil die Geschäfte vor allem in China glänzend laufen. Der Gewinn fiel mit vier Milliarden US-Dollar sogar mehr als doppelt so hoch aus wie im Vorjahr, was aber teilweise den Folgen einer Steuerreform in den USA geschuldet war. Obwohl die Nachfrage in Nordamerika zuletzt ein wenig schwächelte, blieb Nike auch im neuen Geschäftsjahr auf Erfolgskurs.

Doch dem weltgrößten Sportartikler steht ein Umbruch bevor: Im kommenden Januar wird CEO Mark Parker, der den Konzern seit 2006 erfolgreich führt, seinen Posten abgeben. Sein Nachfolger steht bereits fest: Der frühere Ebay-Chef John Donahoe soll den Chefsessel übernehmen. Der kennt sich im Unternehmen bestens aus: Seit 2014 gehört er dem Verwaltungsrat von Nike an.

Fotos: Christophe Archambault/AFP, Gerry Weber, Catwalkpictures, Miller & Monroe, Superdry Facebook-Page, Burberry Facebook-Page, Nike/Business Wire

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