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Mode und Nachhaltigkeit im Dezember 2023

Von Simone Preuss

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Business

Bild: Markus Spiske / Pexels

Gegen Ende des Jahres drehte die Modebranche noch einmal auf, was ihre Nachhaltigkeitsbemühungen anging: Diese wurden unter anderem auf der Klimakonferenz COP28 diskutiert, aber auch verschiedene Studien nahmen vermeintlich nachhaltige Initiativen wie Biomasse und Textilsammlungen zu Recyclingzwecken unter die Lupe. Individuelle Marken bestachen durch Innovationen. Lesen Sie sich durch einen spannenden Dezember!

COP28

Der diesjährige COP-Klimagipfel, der in Dubai stattfand, brachte Delegierte von 199 Organisationen zusammen, um weitere Schritte zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs festzulegen. Zum Abschluss der UN-Klimakonferenz COP28 blickt FashionUnited in diesem Artikel auf alle bemerkenswerten Ereignisse zurück, die während der zweiwöchigen Konferenz stattfanden und von denen viele darauf abzielten, die nachhaltige Zukunft der Mode zu definieren.

Die Podiumsdiskussion „How to Clothe 10 Billion People Sustainably“ brachte Personen aus allen Bereichen der Lieferkette wie etwa Ganni und Fashion Revoluten zusammen, um umsetzbare Lösungen zu finden und die Frage zu beantworten, wie man 10 Milliarden Menschen nachhaltig kleiden kann.

Greenwashing

Vor knapp einem halben Jahr investigierten die schwedische Tageszeitung Aftonbladet und die deutsche Bild-Zeitung unabhängig voneinander und kamen zu dem gleichen Ergebnis: statt mit Recycling-Partnern das Problem vor Ort anzugehen, werden Altkleider um den halben Erdball geschickt. Auch eine aktuelle Greenpeace-Untersuchung belegt dieses Vorgehen. Der spanische Ableger der Umweltorganisation brachte zwischen Juli und August an 29 Kleidungsstücken, die für ein zweites Leben geeignet waren, Peilsender an und deponierte sie in Containern in elf spanischen Provinzen. Das traurige Fazit: Nur 1 von 29 gesammelten Kleidungsstücken wird tatsächlich wiederverwendet.

Ein Bericht der Umweltschutzorganisation Stand.earth brachte alarmierende Erkenntnisse über die Abhängigkeit der Modeindustrie von Biomassebrennstoffen als vermeintlich „grüne“ Alternative zu Kohle und anderen fossilen Brennstoffen ans Licht. Der Bericht namens „Biomass Burning: The Fashion Industry’s False Phase-Out“ zeigt, dass die großen globalen Modekonzerne die Umstellung der Branche auf echte erneuerbare Energiequellen wie Wind oder Solar behindern, obwohl nachhaltige Praktiken angesichts der eskalierenden Klimakrise dringend erforderlich sind.

Textilrecycling

Die Nonprofit-Organisation Bangladesh Apparel Exchange (BAE) veranstaltete in der ersten Dezemberwoche in Zusammenarbeit mit der globalen Nachhaltigkeitsinitiative Fashion for Good eine Roadshow, die den Weg des chemischen Recyclings von Textilien im Land ebenen soll. Unterstützt wurde sie von den beiden Tech-Start-ups Circ und Infinited Fiber Company, die sich auf das chemische Textil-zu-Textil-Recycling spezialisieren. Dabei helfen könnte vielleicht das Textilrecycling-Toolkit, das aus dem vor zwei Jahren gestarteten Fashion for Good-Projekt „Sorting for Circularity India“ hervorging.

Der deutsche Sportartikelanbieter Puma will ebenfalls in diesem Bereich beitragen und will künftig bei allen Fantrikots der von ihnen gesponserten Fußballteams und -verbänden auf recyceltes Plastik verzichten. Ab 2024 sollen die Fanartikel der Marke mit dem Textilrecyclingprozess Re:Fibre hergestellt werden.

Die britische Modedesignerin Stella McCartney stellte auf dem Klimagipfel COP28 zusammen mit dem US-amerikanischen Recycling-Unternehmen Protein Revolution das weltweit erste Kleidungsstück vor, das aus biologischem Recycling hergestellt wurde. Die Jacke besteht aus recyceltem Polyester, das mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und biologischen Recycling aus Plastikabfällen hergestellt wurde.

Innovation

FashionUnited sprach auch mit der Gründerin des Slow-Fashion-Labels Luckynelly, Christine Rochlitz, aus Berlin, das ganz auf Textilinnovationen setzt - etwa Materialien aus Erdbeeren, Äpfeln, Kokosnüssen, Ananas und Kork. Alle Artikel sind handgefertigt und vegan und konnten bereits auf Laufstegen in New York, Paris und Berlin gesehen werden.

Auf Händlerinnenseite sprach FashionUnited mit Christiane Pfundt, die ihren Leipziger Laden namens Grünschnabel bereits seit 2010 führt. Sie ist eine echte Vorreiterin, denn nachhaltige Mode war damals noch als 'öko' verrufen. FashionUnited hat sie gefragt, wie es ihrem Laden heute geht, wie sie die Einzelhandelslandschaft in Leipzig einschätzt, und was sie sich von der Stadt Leipzig wünschen würde, um die Innenstadt attraktiver zu gestalten.

In Bangladesch könnten bis 2028 die von küstennahen Windturbinen erzeugte Energie in das Stromnetz des Landes fließen und Unternehmen mit erneuerbarer Energie versorgen. Ein neues Windkraftprojekt soll die grüne Energieinfrastruktur des Landes stärken. Dies ist von Interesse für internationale Modeunternehmen, die in Bangladesch produzieren. Der dänische Modekonzern Bestseller und der schwedische Bekleidungsriese H&M sind einige der ersten, die in das neue Projekt investieren wollen. Bestseller will bis zu 100 Millionen US-Dollar (rund 93 Millionen Euro) einbringen, was die größte Nachhaltigkeitsinvestition in der Geschichte des Modeunternehmens wäre.

Gesetzgebung

In den letzten Jahren haben viele Nichtregierungsorganisationen und Bürger:innen rechtliche Schritte gegen EU-Regierungen und multinationale Unternehmen eingeleitet, weil sie entweder ihre Treibhausgasemissionen nicht ausreichend reduziert haben (sogenannte „Klimawandelklagen“) oder weil sie die Verbraucher:innen mit Umwelt- oder Nachhaltigkeitsaussagen in die Irre führen. In diesem Hintergrundartikel untersuchen Gastautor:innen von Edson Legal, warum die Modebranche Umweltklagen und künftige Gesetzesvorschläge zu Umweltansprüchen ernst nehmen sollte.

Zudem wurde eine Einigung zum Vernichtungsverbot unverkaufter Kleidung in der EU erzielt: Größere Händler:innen dürfen unverkaufte Kleidung in der EU künftig nicht mehr vernichten. Unterhändler:innen des Europaparlaments und der EU-Staaten einigten sich Anfang des Monats darauf, dass die EU-Kommission das Verbot künftig auf weitere Produkte ausweiten kann. Für kleine Unternehmen gibt es den Angaben zufolge Ausnahmen; für mittlere Unternehmen eine Übergangsfrist von sechs Jahren. Grundsätzlich soll das Verbot zwei Jahre nachdem die Verordnung in Kraft getreten ist, angewendet werden.

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