Monatsrückblick: Nachhaltigkeit im September 2022
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Der September war ganz den Innovationen gewidmet - so eröffnete das schwedische Recyclingunternehmen Renewcell die erste kommerzielle Textil-zu-Textil-Recyclinganlage. Das Kering Material Innovation Lab, Albini_next und das Vienna Textile Lab widmeten sich unterdessen dem Einsatz mikrobieller Farben für Färbeanwendungen auf Baumwolle und anderen Naturfasern. Bei Schuhen gab es viel Neues - dazu mehr am Ende des Artikels - und die italienische Handelskammer für Mode verlieh zum fünften Mal ihre Sustainable Fashion Awards.
Eine Studie des Münchner Software-Unternehmens Software Advice widmete sich dem Thema Kreislaufwirtschaft und stellte fest, dass dem Image nach die Textilbranche die Kreislaufwirtschaft am stärksten umsetzt. Dies glauben zumindest deutsche Verbraucher:innen. Die Chemieindustrie schnitt ihnen zufolge am schlechtesten ab.
September ist auch traditionell einer der Modemonat und so zeigte sich Nachhaltiges auch auf den Laufstegen, etwa im Rahmen der diesjährigen About You Fashion Week in Mailand. Hier präsentierte Perwoll eine Kollektion aus Vintage- und Secondhandstücken um zu beweisen, dass es nicht immer neu sein muss.
Kooperationen
Zusammen mit 27 Partnern hat der Europäische Verband der Bekleidungs- und Textilindustrie (Euratex) ein Projekt ins Leben gerufen, das zirkuläre und nachhaltige Bekleidung und Textilien fördern will. CISUTAC (Circular and Sustainable Textiles and Clothing) will bestehende Engpässe beseitigen, um die Kreislauffähigkeit von Textilien in Europa zu erhöhen. Ziel ist es, die gesamten Umweltauswirkungen des Sektors durch die Entwicklung neuer, nachhaltiger und integrierter europäischer Wertschöpfungsketten in großem Maßstab zu minimieren.
The Lycra Company und der Anbieter biobasierter Zwischenprodukte Qore sind ebenfalls eine Kollaboration eingegangen, und zwar um weltweit die erste kommerzielle Produktion großer Mengen von biologisch hergestelltem Elastan zu ermöglichen. Dies geschieht unter Verwendung von Qira, dem 1,4-Butandiol (BDO) der nächsten Generation als einem der Hauptbestandteile. Die erste erneuerbare Lycra-Faser soll ab 2024 erhältlich sein.
Das Hamburger Outdoorlabel Elkline und der Textil-Dienstleister WKS wollen die Kreislaufwirtschaft in der Bekleidungsindustrie mit einem gemeinsamen Projekt vorantreiben. Ziel ist es, „gebrauchter Bekleidung wirtschaftlich und nachhaltig ein zweites Leben zu ermöglichen – und das auf Basis einer zertifizierten Prüfung und Aufbereitung“, so die Unternehmen.
Marken und Einzelhandel
In Punkto Schuhe war einiges los; verschiedene Marken versuchten sich zu übertreffen, was die Nachhaltigkeit der von ihnen präsentierten neuen Schuhmodelle anging. Innovator On stellte den ersten Schuh vor, der aus Kohlenstoffemissionen hergestellt wurde und Asics brachte den leichtesten Sneaker mit CO2e-Emissionen auf den Markt. Die nachhaltige Schuhmarke Allbirds stellte den “Plant Pacer” vor, einen Sneaker aus 100 Prozent plastikfreiem Pflanzenleder, das aus natürlichen Materialien wie Gummi und Pflanzenölen hergestellt wird.
Balenciaga startete ein Wiederverkaufsprogramm und der Sportbekleidungsriese Adidas stellte im Rahmen seiner Zusammenarbeit mit der britischen Designerin Stella McCartney eine neue Sportbekleidungslinie aus Viskose vor, um das Potenzial eines Kreislaufsystems in der Mode zu demonstrieren.
Nicht zuletzt setzte Yvon Chouinard, Milliardär und Eigentümer des US-Outdoor-Giganten Patagonia, neue Maßstäbe für den Umweltaktivismus in der Modeindustrie, indem er sein Unternehmen verschenkte, um die Bemühungen zur Bekämpfung der Klimakrise zu unterstützen. In der Zwischenzeit kündigte die New Yorker Gouverneurin Kathy Hochul an, dass 10 Millionen US-Dollar an staatlichen Mitteln in die Einrichtung des New Yorker Fashion Innovation Centre (FIC) fließen würden.
Greenwashing
Eng wird es für Marken und Einzelhandel, was das Greenwashing angeht - hier greifen Verbraucher:innenbehörden durch und warnen Unternehmen sicherzustellen, dass ihre Nachhaltigkeitsbehauptungen der Wahrheit entsprechen und nicht beschönigen oder Verbraucher:innen in die Irre führen. So verpflichteten sich H&M und Decathlon, Behauptungen über bestimmte Kleidungsstücke und Websites anzupassen oder zurückzunehmen, nachdem die niederländische Behörde für Verbraucher:innen und Märkte (ACM) in einem Bericht feststellte, dass die Verwendung solcher Behauptungen „unklar“ sei. Als Entschädigung werden die beiden Unternehmen außerdem insgesamt 900.000 Euro an verschiedene nachhaltige Projekte spenden. In Zukunft darf man mehr solcher Warnungen erwarten.
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