21 nachhaltige Initiativen der Modebranche im September 2020
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Auch im September häuften sich die Bemühungen, die die Modebranche in den Bereichen Nachhaltigkeit, Upcycling, Transparenz und Kreislaufwirtschaft anstellte. Gerade was die Sneaker-Entwicklung angeht, gibt es große Fortschritte, denn Turnschuhe sind jetzt immer öfter nachhaltig, vegan, recycelbar und bald auch kompostierbar. Auch einen ersten Store für nachhaltige Sneakers gibt es jetzt in Deutschland. Was Kooperationen angeht, so bleiben Branchenführer und Marken weiterhin interessiert und schließen sich für innovative Projekte zusammen. FashionUnited fand nachhaltige Initiativen, die im September vorgestellt wurden.
Kooperationen & Innovationen
Kenzo arbeitet mit WWF zusammen, um Tigerbestand zu verdoppeln
Die zu LVMH gehörende französische Luxus-Modemarke Kenzo - deren wiederkehrendes Motiv schon lange der Tiger ist - hat sich mit dem World Wildlife Fund (WWF) zusammengetan, um bis 2022 die Zahl der wild lebenden Tiger zu verdoppeln. Zu diesem Zweck hat Kenzo eine 18-teilige Sonderkollektion mit Tiger-Motiven und -Logos herausgegeben, die aus T-Shirts, Sweatshirts und Sweatshirt-Kleidern besteht. Alle sind aus 100 Prozent Biobaumwolle gemacht und GOTS-zertifiziert.
Bestseller Group gründet Nachhaltigkeitszentrum und kooperiert mit Spinnova
Der dänische Bekleidungskonzern Bestseller A/S treibt seine Nachhaltigkeitsstrategie „Fashion FWD“ mit der Gründung des „Fashion FWD Lab“ weiter voran. Dabei handelt es um „einen experimentellen Playground für Nachhaltigkeit, auf dem neue und innovative Lösungen gescreent werden, die dazu beitragen, die Zukunft so zu gestalten, wie es für die Modebranche nötig ist“. Gleichzeitig gab der Konzern den Abschluss einer langfristigen Partnerschaft mit dem finnischen Textilproduzenten Spinnova bekannt. Diese soll untersuchen, wie die von Spinnova entwickelten Fasern, die aus Holz und recycelten Abfällen ohne den Einsatz schädlicher Chemikalien hergestellt werden, in den Produkten der Konzernmarken zum Einsatz kommen können.
Ein Jahr ‘Grüner Knopf’: 52 Unternehmen beteiligen sich
Ein Jahr nach der Einführung des Textilsiegels “Grüner Knopf” beteiligen sich 52 Unternehmen an dem Markenzeichen für sozial und ökologisch nachhaltig hergestellte Textilien. Allein im wirtschaftlich schweren ersten Halbjahr 2020 seien so mehr als 50 Millionen Artikel mit dem Grünen Knopf verkauft worden, darunter 35 Millionen Kleidungsstücke, teilte das Entwicklungsministerium mit. Das entspricht hochgerechnet einem Marktanteil zwischen 1,5 und 3 Prozent.
Offener Brief fordert Beschleunigung der Nachhaltigkeitsbemühungen der Modebranche
2020 scheint das Jahr zu werden, in dem verschiedene Vertreter der Modebranche sich öffentlich äußern. In einem weiteren offenen Brief fordern dieses Mal 15 führende Akteure der Modebranche die schnellere Umsetzung nachhaltiger Bemühungen der Textil- und Bekleidungsindustrie, um zu garantieren, dass Nachhaltigkeit auch im Nachhall von Covid-19 ein Schwerpunkt bleibt. Zu den Unterzeichnern gehören Bekleidungshersteller wie Burberry, Calvin Klein, H&M, Primark, PVH, Tchibo und Tommy Hilfiger und Organisationen wie der WWF, die Sustainable Apparel Coalition und ZDHC.
Marken & Einzelhändler
Wrangler plant neue Jeans aus regenerativ angebauter Baumwolle
Die US-Denim-Marke Wrangler hat Pläne für eine neue Jeans angekündigt, die die Vorteile von regenerativ angebauter Baumwolle nutzt. Als Teil des Jeans Redesign-Projekts der Ellen MacArthur Foundation (EMF) sucht das Unternehmen jetzt nach Baumwollbauern, die Verbesserungen in den Bereichen Boden-Kohlenstoff und Biodiversität nachweisen und dokumentieren können und sich dafür bewerben wollen, dass ihre Baumwolle für die Herstellung einer Wrangler Retro Premium-Jeans verwendet wird.
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Nachhaltige Brautmode: Pronovias-Group bringt umweltfreundliche Kleider auf den Markt
Die Pronovias-Gruppe startet die Initiative ‘#WeDoEco’ und bringt nachhaltige Brautmode auf den Markt. Eine erste Präsentation gab es während der Valmont Barcelona Bridal Fashion Week. Die neue Initiative des spanischen Brautmode-Herstellers soll alle Marken der Gruppe umfassen. Auf der Brautmodenwoche werden insgesamt 15 Kleider der Marken Pronovias und Nicole, die als ‘360 Grad Eco’ gelabelt werden, und insgesamt 24 Kleider der Marken Pronovias Atelier, St. Patrick und White One, die ‘Eco-friendly’ sind, präsentiert. Die beiden Arten unterschieden sich darin, dass die Komponenten der ‘Eco-friendly’-Kleider nicht zu 100 Prozent nachhaltig sind, also nicht lokal produziert und Details wie Perlen, Reißverschlüsse und Etiketten nicht nachhaltig sind.
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Reebok: erster pflanzenbasierter Performance-Laufschuh ab Oktober
Wie im Dezember angekündigt ist die Sportmarke Reebok jetzt mit einem pflanzenbasierten Laufschuh soweit, der es im Bereich Leistung mit den besten Performance-Laufschuhen auf dem Markt aufnehmen kann, so das Unternehmen. Reeboks ‘Forever Floatride Grow’ wird aus Rizinussamenöl, Bloom-Algen, Eukalyptusfasern und Kautschuk hergestellt und ist eine aktualisierte Version des preisgekrönten ‘Forever Floatride Energy 2’. Die reaktive und stark dämpfende Zwischensohle ist genauso leistungsstark und leicht, wird jedoch beim pflanzenbasierten Modell aus nachhaltig angebauten Rizinussamen hergestellt.
On startet Abo-Modell für recycelbare Laufschuhe
Foto: On
Der schweizerische Sportschuh-Spezialist On macht den nächsten Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft und plant ein neuartiges Abonnement-Modell namens Cyclon vor. Für einen monatlichen Beitrag von 35 Schweizer Franken (29,95 Euro) bekommen die Teilnehmer exklusiv das neueste Laufschuhmodell des Labels, das ebenfalls den Namen Cyclon trägt und aus vollständig wiederverwertbaren Materialien gefertigt ist. Sie können die Schuhe am „Ende ihrer Lebensdauer“ zurückschicken und erhalten dann automatisch ein frisches Paar. Die zurückgesandten Schuhe verarbeitet On zu neuen Produkten.
Unplugged: Erster Store für nachhaltige Sneaker eröffnet in Deutschland
Sneakers gehören zu den Artikeln, die auch weiterhin gefragt bleiben werden; ebenso der Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit. Das Düsseldorfer Start-up Unplugged dachte sich ‘Warum nicht die beiden Bereiche verbinden?’ und hat im September den ersten Store für nachhaltige Sneakers im deutschsprachigen Raum eröffnet.
Tommy Hilfiger will vollständig zirkuläre Produkte bis 2030 anbieten
Tommy Hilfiger will eine nachhaltigere Organisation werden, die „nichts verschwendet und alle willkommen heißt”. Als Teil seines neuen Nachhaltigkeitsplans “Make it Possible” will die Marke des US-Bekleidungskonzerns PVH Corp innerhalb von zehn Jahren vollständig kreislauffähige Artikel herstellen. In seinem Nachhaltigkeitsplan führt Tommy Hilfiger 24 Ziele auf, um bis 2030 eine zirkuläre und inklusive Organisation zu werden. Zu den vier Hauptpfeilern des Vorhabens gehört auch das Thema “Circle Round”: Alle Produkte sollen in zehn Jahren anhand von zirkulären Prinzipien entworfen, hergestellt und vertrieben werden. Alle verwendeten Materialien sollen wieder Teil eines biologischen oder technischen Kreislaufs werden, nachdem sie im Produkt ausgedient haben.
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Tchibo bietet nachhaltige Kindermode, die mitwächst
Viele Eltern scheuen sich, in Kindermode zu investieren, da der nächste Wachstumsschub oder die wilde Kletterpartie das teure Lieblingsstück schnell obsolet werden lassen kann. Das Hamburger Handelsunternehmen Tchibo GmbH will dem durch nachhaltige, langhaltende Kindermode, die mitwächst, entgegenwirken. Deshalb gibt es unter dem Label „We care for you“ jetzt Mode für Babys und Kinder zu kaufen, die ökologisch, langlebig und geschlechtsneutral ist, wie etwa eine Regenhose aus 30 recycelten PET-Flaschen oder ein Mützchen aus Bio-Baumwolle. Bis 2021 sollen zudem sämtliche Baumwoll-Textilien aus nachhaltigem Anbau gefertigt sein. Tchibo setzt auch auf die Zusammenarbeit mit renommierten Zertifizierungen wie dem Global Organic Textile Standard (GOTS) und dem im letzten Jahr eingeführten staatlichen Siegel Der Grüne Knopf.
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Asket zeigt genaue Umwelteinflüsse von Kleidung auf
Nachhaltigere Kleidung ist schön und gut, aber die Tatsache bleibt bestehen, dass jedes Kleidungsstück einen Fußabdruck hat, was den Verbrauch von Wasser und Energie und die Generierung von CO2 angeht. Das schwedische Slow-Fashion-Label Asket hat deshalb mit dem „Impact Receipt“ einen Kassenbon eingeführt, der genau aufschlüsselt, was ein Kleidungsstück die Umwelt kostet. So will das Label erreichen, dass Verbraucher genau überlegen, bevor sie kaufen, und dass sie ihre Kleidung länger tragen.
Ausbildung, Messen & Unternehmen
Uni entwickelt App für nachhaltigen Einkauf von Kleidung
Wissenschaftler haben an der Leuphana Universität Lüneburg eine Mode-App entwickelt, die Nutzer bei nachhaltigem Konsum unterstützt. Es geht um Umwelt- und Sozialaspekte: Nutzerinnen und Nutzer können Ziele für ihre Einkäufe formulieren, wie die monatliche Anzahl gekaufter Textilien oder den Fair-Trade-Anteil am Einkauf. Am Monatsende bekommen sie von der App ein Feedback in Form von Punkten und Auszeichnungen. Die Green Fashion Challenge App ist ein kostenloses Online-Tool, abrufbar unter green-fashion.app/.
EU-Pilot: Reflow will nachhaltigere Textilströme in der Stadt
Unter dem Namen Reflow arbeiten sechs europäische Städte am Übergang zu einer zirkuläreren Wirtschaft. Mailand konzentriert sich auf Lebensmittel, Vejle auf Plastik, Paris auf Veranstaltungen und Messen, Klausenburg auf den Wohnungsbau und Berlin auf Energie. Die Amsterdamer Initiative mit dem Schwerpunkt Bekleidung und Textilien ist ein Pilotprojekt, und das Ziel ist, die Menschen so weit wie möglich dazu anzuregen, selbst die Dinge in die Hand zu nehmen. Zu diesem Zweck arbeitet die Stadt Amsterdam mit den Organisationen De Waag, Pakhuis de Zwijger, BMA-Techne und Metabolic zusammen.
Foto: Kenzo