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Mode und Nachhaltigkeit im April 2023

Von Simone Preuss

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Business

Tree Girl. Illustration: Jackie Mallon

Der April war bis jetzt der aktivste und vielversprechendste Monat des Jahres in Bezug auf die Nachhaltigkeitsbemühungen der Modebranche. Er stand ganz im Zeichen des Tages der Erde am 20. April, der Fashion Revolution Week, die an den zehnten Jahrestag des Einsturzes des Rana Plaza-Gebäudes in Bangladesch am 24. April 2013 erinnerte, und dem World Retail Congress vom 25. bis 27. April in Barcelona, bei dem es unter anderem um Nachhaltigkeit, Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Verantwortung ging.

Die wohl beste Nachricht kam jedoch von den Abgeordneten des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments: Sie arbeiteten verschärfte Vorschriften aus und fordern das Ende von Fast Fashion, die die übermäßige Produktion und den übermäßigen Verbrauch fördert. Stattdessen wollen die Abgeordneten die Länder der Europäischen Union dazu ermutigen, kreislauffähige, nachhaltige und sozial verantwortliche Textilien herzustellen, die langlebiger, leichter wiederverwendbar, reparierbar und recycelbar sind.

Europa

Außerdem sollen Produkte zum Großteil aus recycelten Fasern bestehen und frei von gefährlichen Stoffen sein. Das Wohl der Menschen sowie das der Tiere müsse außerdem in der gesamten Lieferkette respektiert werden. Erfahrungen zufolge sind rechtsverbindliche Anforderungen wie das Lieferkettengesetz, der Internationale Accord und die vorgeschlagene EU-Strategie die einzigen wirkungsvollen Mittel, die eine wirkliche Änderung der Branche bewirken können. Erst im Januar wurde eine EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung (CSRD) von Unternehmen verabschiedet.

In Großbritannien soll der vor zehn Monaten eingeführte Leitfaden “Green Claims Code” der Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (CMA) Marken und Einzelhandelsunternehmen zeigen, wie sie Greenwashing vermeiden können, indem sie ihre Nachhaltigkeitsangaben ehrlich und genau kommunizieren, um die Menschen nicht in die Irre zu führen.

Im Interview mit FashionUnited sprach Cecilia Parker Aranha, Direktorin für Verbraucher:innenschutz bei der CMA, über die laufende Untersuchung der Aufsichtsbehörde und Ergebnisse zum Green Claims Code. Sie gab auch Ratschläge, wie man Greenwashing als Marke vermeiden kann, und wie die Zukunft von Nachhaltigkeitskommunikation in der Mode aussehen könnte.

Ein gutes Beispiel hierfür lieferte die Kölner Marke Armedangels, die ihre Nachhaltigkeitsstrategie änderte: Jedes neu produzierte Produkt hinterlasse einen ökologischen Fußabdruck und belaste die Umwelt – egal wie bewusst und ressourcenschonend die Herstellung sei. „Auf Versprechungen, dass durch den Kauf eines Produktes Gutes für unsere Erde getan wird, sollte man nicht reinfallen, sondern hellhörig werden”, so Katya Kruk, Impact & Innovation Director bei Armedangels. „Weniger konsumieren und auf höhere Qualität zu setzen ist das Beste, was für die Umwelt getan werden kann.”

In Paris sorgte eine Diskussionsrunden zur Präsentation einer von ‚Paris Good Fashion X Climate Chance‘ initiierten Studie für Gesprächsstoff. Diskutiert wurde die Strategie der französischen Modebranche im Bereich nachhaltige Entwicklung. Zum ersten Mal kamen 24 französische Akteur:innen der Textilindustrie zusammen, um ihre Daten zu den Themen Klima, Biodiversität, Zirkularität, Produktion und soziale Fragen der Unternehmensführung auszutauschen.

In den Niederlanden wird eine erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien am 1. Juli in Kraft treten. Das neue Gesetz macht den Bekleidungs- und Textilsektor für das Einsammeln und die Verwertung aller Kleidung und Wäsche, die sie in den Niederlanden verkaufen, verantwortlich. Dies bedeutet, dass die Textilhersteller und Importeure ein geeignetes Sammelsystem organisieren und finanzieren müssen. Sie müssen auch überwachen, wie viele Textilien auf dem niederländischen Markt verkauft werden und wie viele Textilabfälle gesammelt werden.

Technologie

Auch auf technologischer Seite brachte der April einen Durchbruch: Das Hong Kong Research Institute of Textile and Apparel (HKRITA) stellte Acousweep vor, eine neuen Technologie, die mithilfe von Schallwellen Mikroplastikpartikel von Abwasser trennt. Durch diese werden die Partikel, die als kleiner als 5 Millimeter sind, eingefangen und getrennt. Die Teilchen werden in einem separaten Behälter aufgefangen und können beispielsweise recycelt werden. Synthetischen Textilien werden nach Angaben der European Environment Agency etwa acht Prozent des europäischen Mikroplastiks, das in den Ozeanen landet, zugeschrieben.

Sara Kovic vom belgischen Start-up-Unternehmen Okret beschrieb die Idee hinter dem Unternehmen im Interview mit FashionUnited: Okret bietet schlüsselfertige Recommerce-Systeme für Modeunternehmen an, einschließlich Software-Tools und Beratung, die auf einem umfassenden Wissen über die Wertschöpfungs- und Lieferkette in der Modebranche basieren. Mit seiner Kombination aus Wissen und Tools hilft das Start-up Unternehmen Marken bei der Einrichtung ihres eigenen Recommerce-Systems, um die Rücknahme und den Wiederverkauf von Secondhand-Artikeln zu erleichtern.

Marken

Discounter Primark launchte seine erste zirkuläre Kollektion, während Zara zusammen mit Circ eine Kollektion aus recyceltem Polycotton auf den Markt brachte. Adidas teilte unterdessen mit, das 96 Prozent des für seine Produkte verwendeten Polyesters recycelt sei und auch Bonprix setzt auf eine kreislauffähigere Kollektion. Das US-amerikanische Taschen- und Modelabel Coach lanciert im April die Untermarke Coachtopia, die auf eine zirkuläre Designphilosophie und Gen Z setzt.

Ebenso startete die Faex Pop-up-Tour 2023, die 25 Slow-Fashion-Labels vorstellt.

Retail

Gleich zwei Einzelhandelskonzepte sollen Nachhaltigkeit greifbarer machen: Der geplante „Re:Think-Store“ von Outdoor-Ausstatter Globetrotter in Bonn und der Mountain Store des französischen Sportartikelhändlers Decathlon. FashionUnited sah sich vor Ort in Passy um.

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