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Jahresrückblick: Das waren die Modenachrichten der zweiten Jahreshälfte 2023

Von Caitlyn Terra

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Mode

Signa beherrscht in der zweiten Jahreshälfte die Schlagzeilen Bild: FashionUnited

Die letzten Tage des Jahres 2023 sind angebrochen, daher ist es an der Zeit, auf die vergangenen sechs Monate zurückzublicken. Die (Mode-)Nachrichten der ersten Jahreshilfe können Sie hier nachlesen. Heute präsentieren wir Teil 2, von Juli bis Dezember.

Juli

Der Monat Juli ist in Europa von extremen Wetterverhältnissen- und schwankungen geprägt: Viel Regen wechselt sich mit extrem hohen Temperaturen ab, Medien berichten von Waldbränden oder Hagelstürmen.

In Frankreich war der Juli besonders ereignisreich. Nach dem Tod des 17-jährigen Nahel Merzouk, der bei einer Verkehrskontrolle im Pariser Vorort durch den Schuss eines Polizisten getötet wurde, brachen in Frankreich große Unruhen aus. Die Unruhen beeinträchtigten den französischen Einzelhandel massiv und gingen mit erheblichen Schäden durch Plünderungen einher. Mehrere Einzelhandelsverbände forderten daher die französische Regierung auf, den Einzelhandel zu unterstützen. Die Unruhen führten nicht nur zu Umsatzeinbußen bei den Einzelhändler:innen, es ist auch noch nicht geklärt, ob die Versicherungen alle Schadensersatzansprüche des Einzelhandels akzeptieren werden. Die Verbände und Einzelhändler:innen forderten, ihr Personal vorübergehend zu beurlauben, solange die Geschäfte geschlossen bleiben müssen.

Im Juli gibt es aber auch positive Nachrichten aus Frankreich: Das Land führt eine Prämie für die Reparatur von Kleidung und Schuhen ein. So soll die Bevölkerung zur Pflege und Reparatur von Textilien angeregt werden. Im Zuge dieser Umweltschutzmaßnahmen stellt Frankreich den automatischen Druck von Quittungen ein.

Eine ungewöhnliche Nachricht kommt in diesem Monat auch aus Großbritannien. In der beliebten Einkaufsstraße Oxford Street können kleine Unternehmen kostenlos in die EInzelhandelsgeschäfte einziehen. Durch die Abschaffung der Einzelhandelsmieten für kleine Unternehmen hofft das Land, die Einkaufsstraße wieder zu beleben. Es wird speziell nach „innovativen und aufstrebenden Marken gesucht, die etwas Neues und Aufregendes bieten”, um der Einkaufsstraße neues Leben einzuhauchen.

August

In der internationalen Modewelt war der August in Sachen Übernahmen und Fusionen ein besonders ereignisreicher Monat. Die beiden deutschen Onlinehändler Fashionette AG und The Platform Group GmbH & Co.KG legen ein konkretes Fusionsmodell vor. Auch die beiden britischen Modemessen Pure London und Just Around The Corner (JATC) schließen sich zusammen, und der US-amerikanische Private-Equity-Investor Advent International übernimmt das australische Luxuslabel Zimmermann. Die größte Nachricht im August war jedoch die milliardenschwere Übernahme von Capri Holdings Limited durch den Wettbewerber Tapestry Inc.. Der US-amerikanische Konzern übernimmt seinen Konkurrenten mit den Marken Versace, Michael Kors und Jimmy Choo für 7,7 Milliarden Euro. Zusammen werden die beiden Konzerne ein großer Akteur auf dem US-amerikanischen Luxusmarkt sein.

Im Kampf gegen Textilabfälle stoppt Uganda die Einfuhr von Altkleidern aus Europa und den USA. Mit diesem Schritt will Präsident Yoweri Museveni die eigene Textilindustrie des ostafrikanischen Landes fördern. Menschen, die in Uganda neue Kleidung anbieten, kommen wegen der Masse an Secondhand-Kleidung nicht zum Zuge, so Museveni der niederländischen Zeitung De Volkskrant zufolge bei der Eröffnung eines ugandisch-chinesischen Gewerbeparks in Mbale.

Im August sorgt die strategische Partnerschaft zwischen Shein und Forever 21 für Aufsehen, mit der das US-amerikansiche Unternehmen Sparc Group LLC das Wachstum seiner Fast-Fashion-Marke vorantreiben will. Für Gerry Weber bedeutet der August Umstrukturierung, denn die Gläubiger:innen des insolventen Bekleidungsanbieters haben dem Restrukturierungsplan zugestimmt.

Die belgische Luxusmarke Maison Ullens ist insolvent gegangen, nachdem Gründerin der Marke, Myriam Ullens de Schooten Whettnall, Ende März getötet wurde.

September

Mit dem September kommt nicht nur der Herbst, sondern auch der große Mode-Monat. Weltweit finden die Modewochen statt, was für Modehäuser und Marken sowie für Journalist:innen und die Öffentlichkeit eine turbulente Zeit bedeutet. Beim französischen Modehaus Balmain kommt zu der sowieso schon hektischen Zeit ein weiterer Stressfaktor hinzu: Wenige Tage vor der geplanten Show in Paris werden mehr als 50 Balmain-Stücke gestohlen. Trotz des Diebstahls kann das Modehaus dank tagelanger Arbeit eine vollständige Kollektion auf der Fashion Week präsentieren.

Eine überraschende Ankündigung kommt von der niederländischen Marke G-Star Raw. Der Denim-Spezialist verkauft eine Mehrheitsbeteilugung an die Die New Yorker Brand-Management-Firma WHP Global.

Schon lange werden Modemarken und Bekleidungshersteller wegen der Einhaltung der Menschenrechte in ihren Lieferketten unter die Lupe genommen. Mit der bevorstehenden Sorgfaltspflicht für die Lieferkette, sollen Misstände beseitigt werden und die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt gerückt werden. Ein neuer Bericht, der von der Textilarbeiter-Solidaritätsgruppe ‚Labour Behind the Label‘ in Zusammenarbeit mit der ‚Internationalen Anwaltskanzlei für Menschenrechte‘ und der Stiftung ‚Global Rights Compliance‘ im September veröffentlicht wurde, bringt große Modeunternehmen mit Menschenrechtsverletzungen in Textilfabriken in Pakistan in Verbingung. Dazu gehören überlange Arbeitszeiten, die Missachtung von Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen sowie routinemäßige Verstöße gegen Mindestlöhne.

Oktober

Der Oktober ist geprägt von politischen Nachrichten und wird als Monat des Kriegsbeginns zwischen Israel und der Hamas in die Geschichte eingehen. Am 07. Oktober startete die palästinensischen Hamas-Bewegung einen mehrstündigen Angriff auf Israel. Auch Großstädte wie Tel Aviv und Jerusalem werden getroffen. Im Zuge der gewaltsamen Auseinandersetzung schlossen zahlreiche Modeunternehmen ihre Geschäfte in Israel.

Angesichts des politischen Konflikts im Gazastreifen erscheint es fast unangebracht, über Mode-Meldungen zu sprechen, doch im Oktober hat sich einiges in der Branche getan. Der chinesische Online-Riese Shein und sein „Schwesterunternehmen“ Temu stellen ihre Streitigkeiten ein und haben ihre Klagen zurückgezogen. Die beiden Ultra-Fast-Fashion-Händler waren unter anderem wegen dem Kopieren von Produktbildern und irreführender Angaben in einem Rechtsstreit. Nur wenige Tage später teilte der britische Handelskonzern Frasers Group Plc mit, dass er sein Fast-Fashion-Label Missguided an Shein verkaufen wird.. Finanzielle Details zur geplanten Übernahme wurden nicht bekannt.

Auch das niederländische Modekaufhaus De Bijenkorf bleibt weiterhin in den Nachrichten und strukturiert sein Filialmanagement um. Dabei werden 37 Führungspositionen gestrichen.

2023 wurden sechs Nachhaltigkeit-Behauptungen des irischen Textildiscounters Primark in den Niederlanden durch den Werbekodex des niederländischen Werberats untersucht und im Oktober als „irreführend“ eingestuft. Primark will gegen das Urteil Berufung einlegen.

Galeria will sich auf sich konzentrieren – aus diesem Grund bereitet die deutsche Warenhauskette im Oktober den Verkauf seiner belgischen Tochtergesellschaft Inno vor.

November

Proteste in Bangladesch dominieren die Nachrichten im November. Textilarbeiter:innen protestieren für die Erhöhung des Mindestlohns, bei den Demonstrationen kommen zwei Bekleidungsarbeiter ums Leben. Viele Textilfabriken in Bangladesch müssen aufgrund der Proteste schließen.

Die Mindestlohnforderung liegt bei 23.000 Taka (rund 195 Euro). Die Regierung von Bangladesch beschließt am 08. November eine Erhöhung des Mindestlohns auf 12.500 Taka. Ab Dezember sollen die Bekleidungs- und Textilarbeiter:innen die rund 106 Euro statt der bisherigen 68 Euro (8.000 Taka) erhalten. Der neue Mindestlohn liegt zwar rund 50 Prozent über dem bisherigen Lohn, aber noch weit unter der Forderung der Arbeitenden. Die Proteste gehen daher auch nach der Regierungsentscheidung weiter.

Unruhe fasst den November gut zusammen. Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten der angeschlagenen Signa-Gruppe steht die Zukunft von Selfridges und De Bijenkorf auf der Kippe. Zusammen mit der thailändischen Central Group ist Signa Eigentümer der britischen Luxuskaufhaus-Betreiberin. Mitte Novemeber verkauft Signa jedoch seine Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen an die Central Group, womit der thailändische Handelskonzern zum alleinigen Eigentümer der Selfridges-Gruppe wird. Einige Wochen später muss die Signa Holding Insolvenz anmelden.

Bei Gucci gab es ein noch nie dagewesenes Bild: Zum ersten Mal seit 102 legen die Kunsthandwerker:innen des italienischen Modehauses ihre Arbeit nieder. Mit dem Streik wollen die Arbeiter:innen den geplanten Umzug eines Großteils des Teams von Rom nach Mailand verhindern.

Der britische Bekleidungshändler Asos Plc meldet für das Geschäftsjahr 2022/23 hohe Verluste, die Berliner Modemesse Premium wird eingestellt und Adidas wird zum zweiten Mal Opfer des Künstlerkollektivs Yes Men. Bereits Anfang des Jahres wurde der Sportartikler mit einer öffentlichen Aktion an den Pranger gestellt – im November folgte die zweite Runde auf dem Web Summit in Lissabon.

Eine traurige Nachricht kommt von Moschino: Der erst kürzlich ernannte Kreativdirektor David Renne stirbt wenige Tage nach seinem Amtsantritt. Die Nachricht von dem plötzlichen Tod des Designers schockiert die gesamte Branche.

Aber der November hält auch ein paar positive Nachrichten bereit. So wurde der International Accord um sechs Jahre verlängert. Außerdem schafft die britische Regierung die Steuer auf Periodenunterwösche ab. Mit dem Beginn des neuen Jahres wird die Unterwäsche steuerlich mit anderen Menstruationsprodukten gleichgesetzt, welche in Großbritannien von der Mehrwertsteuer befreit sind.

Dezember

Die neue Zara-Kampagne geht nach hinten los. Der spanische Modekonzern wurde für seine neueste Kampagne in den sozialen Medien scharf kritisiert. Die Bilder zeigten Schaufensterpuppen in Leinentücher gewickelt. Die Fotos erinnerten an das Bild von leblosen Körpern im Gaza-Krieg. Die Kritik gipfelte in einem Boykott der spanischen Modekette. Die Kampagne wurde daraufhin offline genommen.

„Die Kampagne, die im Juli konzipiert und im September fotografiert wurde, zeigt eine Reihe von Bildern unvollendeter Skulpturen in einem Bildhauer-Atelier und wurde mit dem alleinigen Ziel erstellt, kunstvolle Kleidung in einem künstlerischen Kontext zu zeigen“, heißt es in einem Statement auf der offiziellen Instagram-Seite von Zara.

Das Europäische Parlament hat zum Ende des Jahres eine vorläufige Einigung zur Überarbeitung der Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte erzielt. Dass die Verordungung überarbeitet wird, war schon lange bekannt, nun nimmt der Entwurd konkrete Formen an. Dabei wurde sich auch auf ein Vernichtungsverbot für unverkaufte Kleidung in der EU geeinigt.

Auch im Dezember geht das Bangen um die Zukunft des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof weiter. Nachdem in den vergangenen Wochen mehrere Unternehmen aus der Handels- und Immobiliengruppe Signa Insolvenz angemeldet hatten, kündigten am Donnerstag die zwei wichtigsten Immobiliengesellschaften der Gruppe, Insolvenzverfahren an, die Signa Prime Selection AG und die Signa Development Selection AG. Die Signa Prime Selection ist Inhaberin von 18 Kaufhausimmobilien von Galeria.

Nach mehr als acht Monaten Tarifstreit im Handel geht das Jahr ohne Einigung zu Ende. Die Gewerkschaft Verdi und der Handelsverband Nord konnten sich bei den letzten Verhandlungen des Jahres erneut nicht auf einen regionalen Tarifabschluss für den Landesbezirk verständigen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Regina Henkel und Pia Schulz.

2023
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