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Mode-Insolvenzen 2021: Das dicke Ende ist ausgeblieben

Von Pia Schulz

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Bild: Anton Uniqueton von Pexels

2021 war ein turbulentes Jahr. Die Modeunternehmen hatten wiederholt mit pandemiebedingten Beschränkungen zu kämpfen.

Durch den Lockdown im ersten Quartal verzeichneten die stationären Einzelhändler immense Umsatzeinbußen, zahlreiche Geschäfte mussten schließen, die Einkaufsstraßen waren leer gefegt. Auch zum Ende des Jahres sah es nicht sonderlich rosig aus, denn durch die verschärften 2G Regeln litt auch das Weihnachtsgeschäft.

Doch entgegen der Befürchtungen des vergangenen Jahres blieb im laufenden Jahr die große Insolvenzwelle aus. Das Statistische Bundesamt verzeichnete von Januar bis September insgesamt 63 Insolvenzverfahren im Modehandel, was einem Rückgang von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Für die Bekleidungshersteller, ausgenommen Pelzbekleidung, wurden insgesamt 15 Unternehmensinsolvenzen erfasst. Auch hier gibt es einen Rückgang von 37,5 Prozent im Vergleich zu 2020. Die rückläufigen Entwicklungen sind vor allem auf die zahlreichen Sonderregelungen zurückzuführen, wie der ausgesetzen Antragspflicht für überschuldete Unternehmen.

Dennoch gab es in der Modebranche einige prominente Insolvenzen und Schließungen, die FashionUnited für Sie zusammengefasst hat.

Keine Rettung in Sicht

Bäumler

Nachdem der Herrenmodeanbieter Bäumler im Oktober vergangenen Jahres aufgrund von Liquiditätsschwiergigkeiten einen Insolvenzantrag stellen musste, folgte im Januar die Betriebsstilllegung. Die unvermeidliche Schließung des 1934 gegründeten Herrenmode-Spezialisten resultierte aus einer erfolglosen Investorensuche.

Sporthaus Saemann

Auch der Heilbronner Einzelhändler Sporthaus Saemann GmbH & Co. KG musste aufgrund fehlender Investor:innen seine Türen für immer schließen.
Promod Paris eröffnet nach Lockerungen der Covid-19 in Frankreich / Nicolas Portnoi / Hans Lucas / Hans Lucas via AFP

Promod

Nach fast 30 Jahren schließt ebenfalls der französische Modehändler Promod seine stationären Filialen in Deutschland. Das Insolvenzverfahren des Unternehmens startete bereits im Mai 2020, der Grund waren hohe Umsatzeinbußen infolge der Pandemie. Weiterhin erhalten bleibt das Onlinegeschäft, das von der französischen Promod SAS betrieben wird.

CCC Germany

Seit Dezember 2020 ist der Schuhhändler CCC Germany im Insolvenzverfahren. Nach der Beteiligung eines strategischen Investors gab es die Hoffnung, dass sechs der 65 deutschlandweiten Filialen weitergeführt werden könnten. Im April wurde jedoch bekannt, dass die Muttergesellschaft HR Group nur drei Standorte weiter betreiben wird.

Noch nicht über den Berg

Orsay

Finanzielle Einbußen aufgrund der Pandemie verzeichnete ebenfalls der im badischen Willstätt ansässige Bekleidungshändler Orsay GmbH. Mit einem Schutzschirmverfahren will sich das Unternehmen nun sanieren.

Mime et moi

Eine Sanierung strebt auch das Münchner Schuhlabel Mime et moi an. Das insolvente Unternehmen ist aufgrund mangelnder Finanzierungsbereitschaft der bestehenden Investoren auf der Suche nach Käufer:innen.

Der Insolvenz entkommen

Hallhuber

Nachdem die Modekette Hallhuber im letzten Jahr von immensen finanziellen Problemen betroffen war und ein Schutzschirmverfahren beantragte, konnte das Unternehmen das Verfahren im Mai wieder verlassen. Die Führung liegt nun wieder in den Händen von Geschäftsführer Rouven Angermann und Finanzchef Torsten Eisenkolb, die 1.100 Arbeitsplätze konnten gesichert werden.

Tally Weijl und Aktiv-Schuh

Gute Nachrichten gab es auch für die deutsche Tochter des schweizerischen Bekleidungshändlers Tally Weijl und den Berliner Schuhhändler Aktiv-Schuh, die beide ihre Insolvenzverfahren abschließen konnten.

Bild: Georg Picard

Picard

Der 1928 gegründete Lederwarenhersteller Picard schaffte es ebenfalls aus der Insolvenz und ist wieder in Eigenkontrolle geschäftsfähig.

Adler

Für den Textilfilialist Adler Modemärkte AG begann das Jahr holprig: Anfang Januar stellte das Unternehmen einen Antrag auf Insolvenzverfahren. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung sollte dazu dienen, dass sich das Unternehmen finanziell saniert und die 170 Filialen in Deutschland und Europa erhalten bleiben.

Die pandemiebedingten Beschränkungen brachten den Modehändler in akute finanzielle Schwierigkeiten, weswegen Adler im Mai staatliche Unterstützung forderte, damit die Sanierung des Unternehmens nicht scheitere – ein Darlehen in Höhe von zehn Millionen Euro vom Bund folgte.

Kurze Zeit später kam die Übernahme durch Zeitfracht. Der Berliner Mischkonzern rettete die Modekette aus dem Insolvenzverfahren. Mit der Übernahme folgte die Neuausrichtung des Unternehmens, die die Schließung von 40 Geschäften zur Folge hatte sowie die Umstellung der Führungsmannschaft.

Bild: Adler Modemärkte AG

Nicht nur deutsche Unternehmen sind betroffen

Strandmeister

Im Januar ging der österreichische Accessoireshändler Strandmeister insolvent. Die drei Geschäfte konnten aufgrund der Lockdowns keine Umsätze mehr generieren.

Pimkie

Die Stilllegung des öffentlichen Lebens Anfang des Jahres hat in Österreich auch den Betreiber der Pimkie-Filialen hart getroffen. Die P.M.A. Modehandel GmbH musste Konkurs anmelden. In Österreich setzt das Unternehmen nun auf den Onlinehandel, 88 Mitarbeitende aus 13 Filialen sind von den Schließungen betroffen. Im März wurde außerdem bekannt, dass die belgische Tochtergesellschaft der Modekette Pimkie Insolvenz anmelden musste.

Pimkie Deutschland hingegen schaffte es aus der Insolvenz. Nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr in finanzielle Nöte geraten ist und ein Schutzschirmverfahren beantragen musste, wurde das Verfahren im April aufgehoben.

Bild: Ralph and Russo

Ralph and Russo

Die Corona-Pandemie führte zur Absage von zahlreichen Feiern, Hochzeiten und Red-Carpet-Events, was zu Umsatzeinbußen bei Couture- und Konfektionslabels führte. Als Folge musste auch das britische Couture-Haus Ralph und Russo im März Insolvenz anmelden. Nur wenige Monate später wurde die Marke von der US-Investmentfirma Retail Ecommerce Ventures gekauft.

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